Kirche Pamghagen
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ROMA SAM | GEDENKEN

Pfarrer Josef Lang

Im Oktober wurde, ausgehend von der Initiative erinnern.at, eine Gedenktafel für den Pfarrer Josef Lang an der Kirche in Pamhagen enthüllt. Er betreute die Gemeinde in den Schicksalsjahren 1920 bis 1938, musste jedoch aufgrund seiner politischen Gesinnung vor den Nationalsozialisten flüchten. Franz Wegleitner berichtet vom mutigen Lang Pfarrer, wie er von Pamhagnern genannt wurde.

Die Initiative erinnern.at kümmert sich österreichweit darum, dass man die Vergangenheit und die Geschichte nicht vergisst, auch die dunklen Kapitel. Erinnert wird an jene, die nicht mehr für sich selbst sprechen können und die im Nationalsozialismus ermordet wurden. In ganz Österreich werden aufgrund dieser Initiative immer wieder Gedenkstätten errichtet. So auch in Pamhagen: Hier setzte sich allen voran Franz Wegleitner für die Errichtung einer Gedenktafel für den Pfarrer Josef Lang ein.

Franz Wegleitner
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Franz Wegleitner | Initiative erinnern.at

„Ich höre noch immer das Weinen der Kinder…“

Am selben Tag wurde in Pamhagen auch eine Gedenkstätte für 26 vom Nationalsozialismus ermordete Pamhagner der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Wir haben darüber berichtet) https://volksgruppen.orf.at/roma/meldungen/stories/3125537/. Viele unter ihnen waren Rom*nja. „Ich höre noch immer das Weinen der Kinder […] Ich sehe die Tränen in den Augen der ängstlichen Mütter…“, berichtet ein Zeitzeuge, als er sah wie die Pamhagner Rom*nja deportiert wurden, schildert Wegleitner.

Gedenktafel Josef Lang
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Gedenktafel für Pfarrer Josef Lang in Pamhagen

Pfarrer Josef Lang (1882-1964), ein „tatkräftiger Seelsorger zum bleibenden Wohl von Pfarre und Gemeinde. Als Journalist und Politiker wurde er zum unerschrockenen Gegner des Nationalsozialismus. Lebensrettende Flucht nach Ungarn am 12. März 1938“, so lautet der Text auf der Gedenktafel für jenen Pfarrer, der Generationen in Pamhagen geprägt hat, erklärt Franz Wegleitner.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ (Apg 5,29)

Ein Zitat aus der Bibel, das den Pfarrer wohl am besten charakterisiert. Der Lang Pfarrer ist immer noch stark im Gedächtnis und im Bewusstsein der Pamhagner verankert. Während seines Wirkens von 1920 bis 1938 ließ er die komplette Kirche im Ort renovieren, obwohl es wirtschaftlich gesehen keine einfache Zeit war, so Wegleitner.

Radio „Roma sam“ | 3. Jänner 2022 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Schon früh warnte Pfarrer Lang vor den Gefahren des Nationalsozialismus. So ging er auch strickt gegen den immer stärker werdenden Antisemitismus vor und setzte sich gegen die Diskriminierung von Rom*nja ein. Er war auch als ein sehr sozialer und wohltätiger Mensch im Ort bekannt. So schenkte er seine neuen Schuhe einem Bettler, der barfuß durch den Schnee lief – Eine Begebenheit, an die man sich noch heute im Ort erinnert.

Gedenktafel Josef Lang
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Pfarrer Josef Lang

„Wir sind bereit…“

Der Pfarrer fand auch immer sehr deutliche Worte, wenn es darum ging, dem Nationalsozialismus entgegenzuwirken. Als eine Gruppe von Nazis am 4. Jänner 1938 die Kirche mit Hakenkreuzen und den Worten „Wir sind bereit“ beschmierten, forderte der Pfarrer in seiner nächsten Predigt die Gemeinde ebenfalls dazu auf bereit zu sein und im Namen Christi für die gerechte Sache zu kämpfen und wenn nötig auch zu sterben. 235 Jugendliche protestierten im Ort gegen die Nazi-Schmierereien und verfassten einen Brief an die katholische Administration in Eisenstadt, in dem sie sich vom Nationalsozialismus distanzierten. Jene die nicht unterschrieben hatten, wurden von Pfarrer Lang öffentlich angeprangert, erzählt Wegleitner.

Er war auch eine politische Person, er war Journalist und Gründer der katholischen Zeitschrift „Pfarrbote“ und er setzte sich in verschiedenen Bereichen für die und in der Gemeinde ein – unabhängig davon, welche Konsequenzen sein Einsatz nach sich zog. Daher war es der Gemeinde ein Anliegen nun endlich eine Gedenktafel für diesen außergewöhnlichen Pfarrer zu errichten, so Wegleitner.

Pfarrbote
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Der „Pfarrbote“ wurde von Pfarrer Josef Lang gegründet

Bereits kurze Zeit, nachdem Pfarrer Lang zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief, musste er am 12. März 1938 aus Pamhagen fliehen. Er wurde gewarnt, dass man versuchen würde ihn umzubringen, daher flüchtete er nach Ungarn. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, kurze Zeit später, wurden zahlreiche Kirchenvertreter, die Regimegegner waren, ermordet. Dieses Schicksal hätte auch den Lang Pfarrer ereilt, so ist man sich heute im Ort sicher. Am 15. Juni 1964 verstarb er in Ödenburg.