„Das Zusammenleben im Ort gestaltete sich als weitgehend konfliktlos…“
Im Jahr 1744 lebten drei Romafamilien in Pamhagen. Die Zahl der in Pamhagen lebenden Rom_nja nahm stetig zu, im Jahr 1936 wurden 32 Personen in der Romasiedlung registriert. Die Siedlung bestand aus 10 Gebäuden. Der Historiker Herbert Brettl, der die Geschichte der Pamhagner Rom_nja recherchierte, war Teil der Gedenkinitiative im Ort. Im Gegensatz zu anderen burgenländischen Orten lebten Rom_nja und Nicht-Rom_nja in Pamhagen konfliktlos miteinander, wie der Historiker Herbert Brettl erklärt.
Die Pamhagner Rom_nja ereilte ein ähnliches Schicksal, wie alle anderen Roma und Romnja im Deutschen Reich. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im Jahr 1938 wurden sie deponiert und die meisten von ihnen in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Einige Familien überlebten die Konzentrationslager oder konnten fliehen, so wie die Familie der Romni Brigitte Bleich.
Brigitte Bleich lebt immer noch in Pamhagen. Wie sie selbst im Interview erzählt, war sie selbst nie einer Ausgrenzung oder Diskriminierung im Ort ausgesetzt.
Radio „Roma sam“ | 18. Oktober 2021 | 20:50 Uhr
Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland
„Man muss an die Ermordeten erinnern…“
Ursprünglich war in Pamhagen nur eine Gedenktafel für den Pamhagner Pfarrer Josef Lang angedacht, der vor den Nationalsozialisten fliehen musste. Der „Lang-Pfarrer“, wie er von den Pamhagner genannt wurde, versuchte sich so lange wie möglich, gegen den stetig steigenden Antisemitismus aufzulehnen, auch in seinen Predigten. Ludwig Zwickl, von der „Initiative Erinnern Frauenkirchen“, setzte sich gleich von Beginn an dafür ein, dass auch den ermordeten Pamhagner_innen ein Denkmal gesetzt wird, wie er erzählt.
Zwar gab es nicht nur positive Stimmen und Reaktionen auf das Mahnmal im Ort, „die haben wir aber einfach überhört“, wie Ludwig Zwickl erklärt. Denn das Gedenken und das Erinnern an die Ermordeten Pamhagner, sei heute wichtiger denn je, so Zwickl.
Auch Herbert Brettl ist an zahlreichen Gedenkinitiativen im Burgenland beteiligt und setzt sich immer wieder dafür ein, dass auch an die oft vergessene Opfergruppe der Roma und Romnja erinnert wird. Die Reaktionen innerhalb der Bevölkerung sind sehr unterschiedlich, jedoch bemerkt Brettl, dass es innerhalb der jüngeren Generation ein Umdenken gibt und ein Bewusstsein für eine Gedenk- und Erinnerungskultur.
„1,2% der Pamhagner Bevölkerung wurde im Nationalsozialismus ermordet…“
Seit 2011 besteht der Verein „Initiative Erinnern Frauenkirchen“ und seitdem setzt man sich für die Errichtung von Gedenksteinen und -Orten im Seewinkel ein. Es geht um das Festhalten der Erinnerung an die Opfer, wie Ludwig Zwickl erklärt, das ist das Hauptanliegen des Vereins. Daher befindet sich der Gedenkstein mit der Erinnerungstafel auch im Friedhof, da dies ein Ort des Erinnerns ist. Die Tafel, die von Eisenklammer in Form von Fingern gehalten wird, soll das Festhalten an dieses Erinnern symbolisieren, so Zwickel.
Insgesamt 25 Namen befinden sich auf der Tafel. Pamhagen hatte im Jahr 1939 rund 2200 Einwohner, 1,2% der Bevölkerung wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Ludwig Zwickl verliest in einer Berührenden Ansprache die Namen der Pamhagner Opfer, 21 davon waren Roma und Romnja.
Für Brigitte Bleich ist es eine Erleichterung und ein schönes Gefühl, dass nun auch in ihrer Gemeinde den Roma und Romnja und ihren Ahnen gedacht wird. Auch für ihre Mutter war dieses Mahnmal immer ein großes Anliegen, wie Brigitte Bleich erzählt.
Dem Gottesdienst und der Enthüllung des Gedenksteines wohnten zahlreiche Pamhagner und Pamhagnerinnen bei. Gemeinsam erinnerte man demütig den Opfern des grausamen NS-Terrors.