Logo der EU-Agentur Frontex mit Sitz in der polnischen Hauptstadt Warschau. (5.8.2019)
WOJTEK RADWANSKI / AFP / picturedesk.com
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Illegale Zurückweisungen

EU-Kommissarin will von Frontex Aufklärung

Nach Berichten über die angebliche Zurückweisung von Flüchtlingen in Griechenland hat EU-Innenkommissarin Ylva Johansson von der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex Aufklärung verlangt.

Ein solches Vorgehen wäre „vollkommen inakzeptabel“, sagte Johansson heute im Deutschlandfunk. Sie habe Frontex-Direktor Fabrice Leggeri aufgefordert, die Fälle zu untersuchen. Frontex teilte heute indes mit, sie hätten eine interne Untersuchung der Vorfälle eingeleitet. Der Frontex-Direktor müsse „die volle Verantwortung übernehmen, in diesen Fällen ermitteln und eine Antwort dazu präsentieren, was wirklich passiert ist“, sagte Johansson. Sogenannte Pushbacks von Migrantinnen und Migranten dürften niemals stattfinden. Sie habe das Frontex-Management beauftragt, dieses Thema auf die Tagesordnung seines nächsten Treffens zu setzen.

Frontex kündigt interne Untesuchung an

In einer Aussendung gab Frontex heute bekannt, dass sie eine interne Untersuchung bezüglich der von Medien kolportierten Vorfälle eingeleitet hätten. Bisher seien keine Dokumente oder andere Materialien gefunden worden, die Verstöße gegen das Gesetz oder den Frontex-Verhaltenskodex durch Frontex-Mitarbeiter untermauern würden. „In unseren Gesprächen (…) habe ich EU-Kommissarin Ylva Johansson mitgeteilt, dass wir den Anschuldigungen verschiedener Nachrichtenorganisationen bezüglich unserer Aktivitäten an den Außengrenzen Griechenlands nachgehen. Wir sind bestrebt, bei all unseren Tätigkeiten die höchsten Standards (…) einzuhalten und tolerieren bei keiner unserer Aktivitäten eine Verletzung der Grundrechte“, so Frontex-Exekutivdirektor Fabrice Leggeri in der Aussendung.

Frontex ohne Ermittlungsbefugnis

Anfang dieses Jahres hätte Leggeri bereits griechische Behörden gebeten, zwei Ereignisse in der Nähe seiner Inseln in der östlichen Ägäis zu untersuchen. Bei dem einen Vorfall seien keine Beweise für illegale Handlungen gefunden worden, bei einem anderen werde noch ermittelt. Aufgrund ihres Mandats habe Frontex aber keine Ermittlungsbefugnis und müsse sich auf die EU-Mitgliedstaaten verlassen.

Medien berichteten über Verwicklung von Frontex

Ausländische Medien hatten vergangene Woche über die angebliche Verwicklung von Frontex in illegale Zurückweisungen von Migranten durch die griechische Küstenwache berichtet. Frontex-Beamte waren demnach seit April nachweislich bei mindestens sechs der sogenannten Pushbacks in der Ägäis in der Nähe gewesen, berichteten das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“, der „Spiegel“, „Lighthouse Reports“, „Bellingcat“ und der japanische Fernsehsender TV Asahi.

Frontex verpflichtet, Menschen in Seenot zu retten

Auch Frontex-Beamte seien nach internationalem Recht verpflichtet, Menschen in Seenot zu retten, sagte Johansson. Sie verwies darauf, dass Frontex auch seit 2011 einen Menschenrechtsbeauftragten hat, um solche Verstöße zu verhindern.