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Zuzana Brejcha | „Ohne Vereine überlebt die Volksgruppe nicht“

„Es ist notwendig die Vereine zu behalten. Ohne sie überlebt die Volksgruppe nicht. Tschechen werden auch weiterhin da sein, sie werden hierher kommen, um zu arbeiten und wir werden überleben, aber es wird nicht mehr das Volksgruppenleben da sein, das hier einst war und das stets wieder aktiviert wurde“, so Zuzana Brejcha, die Vorsitzende des Tschecho-Slowakisch-Österreichischen Konktakt-Forums.

„… und dafür ist Geld notwendig und deswegen kehre ich wieder dahin zurück, dass es notwendig ist, die Volksgruppenförderung zu erhöhen, damit die Vereine nicht weiterhin vor sich hinvegetieren, wie sie es gerade tun“, betont die Vorsitzende Zuzana Brejcha in der tschechischen Volksgruppensendung Radio Dráťák Magazin.

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10.2.2020 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream

Österreich kann auf die schon traditionelle Vielfalt der Sprachen und Kulturen mit Recht stolz sein, jedoch stagniert die Politik der Volksgruppen auch weiterhin. In der Vergangenheit appellierten die autochthonen Volksgruppen an ihre Regierung schon unzählige Male, aber auf eine Antwort warteten sie vergeblich, und das bis zum heurigen Jahr, in dem ihre Forderungen im neuen Regierungsprogramm projiziert wurden.

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Zuzana Brejcha | die Vorsitzende des Tschecho-Slowakisch-Österreichischen Konktakt-Forums

Der Gast des aktuellen Radios Dráťák, Zuzana Brejcha, Vorsitzende des Tschecho-Slowakisch-Österreichischen Konktakt-Forums, äußerte sich zu den einzelnen Punkten, die sich auf die Volksgruppen beziehen und analysierte sie. Interviewt wurde sie von Pavla Rašnerová.

Der Verein Tschecho-Slowakisch-Österreichisches Konktakt-Forum bringt hochwertige Theateraufführungen mit hervorragenden Künstler/innen aus Prag vier Mal im Jahr nach Wien.

Das Publikum des immer vollen Theatersaals in der Schule des Schulvereins Komenský am Sebastianplatz bilden Zuschauerinnen und Zuschauer quer durch die ganze tschechische Volksgruppe.

Unzureichende Finanzierung der Vereine seitens der Regierung

Das Tschecho-Slowakisch-Österreichische Konktakt-Forum laufe, wie auch manche andere tschechische und slowakische Vereine in Wien, mit einem sehr kleinen Budget zum Erhalten des hiesigen tschechischen Elements.

Brejcha erwähnt: „In letzer Zeit wurden Vereine, wie zum Beispiel der Gesangverein Lumír oder der Akademische Verein aktiviert, die beim Erliegen waren, und leider ist es, auf Grund der ungenügenden Finanzierung der tschechischen Volksgruppe seitens der Regierung, nicht möglich, diese Vereine genügend zu unterstützen.“

Brejchas Worten nach, würde es sich „um einen Ausgleich einer großen die Ungerechtigkeit“ handeln. In der vergangenen Zeit kam es nämlich zu keiner Valorisierung. Die Volksgruppen kämpfen so tagtäglich mit einem begrenzten Budget.

Zuzana Brejcha und das Tschechentum in Wien (auf Tschechisch)

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Kontakt-Forum mit der tschechischen Sängerin und Unterzeichnerin der Charta 77 Marta Kubišová

Ein wichtiger Punkt zum Erhalt der Volksgruppensprachen ist natürlich auch die mediale Präsenz der Muttersprachen und deren Ausweitung. Diese Verlangen haben nun, im neuen Regierungsprogramm ihren gewollten Platz eingenommen.

Modernisierung der Volksgruppenvertretung

Nicht zuletzt soll es auch zur Überprüfung der Modernisierung der Volksgruppenvertretung kommen, mit anderen Worten: der Volksgruppenbeiräte. In diesem Punkt plant die Regierung die Schaffung einer Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit Vertreter/innnen aus den Volksgruppen. „Ich glaube, es wäre gut, auch die Aufsicht des Bundeskanzleramts zu ändern, damit wir freier sind und damit wir auch eine Rechtskraft hätten. Selbstverständlich können wir keine Gesetze machen, aber wir könnten sie entwerfen und sie würden ernst genommen werden“, sagt Brejcha.

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Ohne eigene Vereine kann die tschechische Volksgruppe nicht überleben

Zuzana Brejcha ist der Meinung, dass die tschechische Volksgruppe nicht überleben kann, wenn man die Vereine nicht erhalten kann. Wie sie sagt, werden die Tschechen selbstverständlich auch weiterhin da sein, aber die Volksgruppe wird lediglich überleben. Es wird nicht mehr das Volksgruppenleben sein, das hier einst war und das stets wieder erblüht.

Zu den geplanten Regierungsänderungen, die die Volksgruppen betreffen, äußerte sich auch Vladimír Mlynár, der Volksgruppenbeiratsvorsitzende für Slowaken.

20.1.2020 | Radio Dia:tón | Vladimír Mlynár reflektiert über Vorhaben der neuen Regierung

Und da sind wir wieder am Anfang, und zwar bei der unzureichenden Finanzierung der Volksgruppen Österreichs, woraus es sich ganz klar ergibt, dass sich ihre Existenz auf dünnem Eis bewegt und wie sehr die kulturelle Vielfalt Österreichs in den letzten Jahren in Gefahr geriet. Ein großer Teil der Förderung, die der tschechischen Volksgruppe zusteht, geht an den Betrieb der Komenský-Schulen. „Würde Österreich die Verantwortung für die Schule endlich übernehmen, dann hätten wir viel mehr Geld auch ohne die Erhöhung, weil mehr Geld für Tätigkeit der Vereine übrigbliebe und das sehr positiv auf Entwicklung der Vereine wirken würde und auf die Möglichkeit, was sie alles tun könnten“, erklärt Zuzana Brejcha vom Kontakt-Forum.

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Zukunft der autochthonen Volksgruppen Österreichs auf dünnem Eis

Brejcha spricht weiter davon, was Österreich alles verlieren könnte, wenn es sich bald nicht gründlich für seine Volksgruppen einsetzt: „Österreich würde selbstverständlich um viele junge Menschen kommen, die das Komenský-Gymnasium mit perfekten Kenntnissen von tschechischer-, slowakischer- und anderen Sprachen abschließen. Die sind sehr begehrt auf dem Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite ist jede Sprache, jede Kultur eine Bereicherung.“

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Filmemacherin Zuzana Brejcha

Sichtbarmachung der Volksgruppen in ORF

Außer den Fernsehsendungen der Magazine „České Ozvěny a Slovenské Ozveny“ und „Heimat fremde Heimat“ tauchen die Volksgruppen im österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen ORF nicht auf. Zuzana Brejcha, selbst Filmemacherin, würde zum Beispiel Filme in Muttersprache der Volksgruppen mit Untertiteln auf ORF III sehr begrüßen.

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„Ich bin froh, dass die tschechische und slowakische Volksgruppe sich hier nicht teilte. Wir kommen ausgezeichnet miteinander aus, aber ich glaube, die Sendezeit sollte verdoppelt werden, weil wir zwei Volksgruppen sind. Auch wenn ich gar nichts dagegen habe, dass die Sendung zweisprachig ist. Es sollte genug Zeit sowohl für die slowakischen, als auch für tschechische Aktivitäten geben“, fügt Zuzana Brejcha, die Vorsitzende des Tschecho-Slowakisch-Österreichischen Konktakt-Forums, schließlich hinzu.

Článek v češtině | Zuzana Brejchová | „Bez spolků menšina nepřežije“

13.1.2020 | Rádio Dráťák Magazín | Vláda lidovců a Zelených reaguje na požadavky národnostních skupin (Artikel auf Tschechisch)

18.12.2019 | Vertreter aller Volksgruppen fordern Kurswechsel

Im heutigen Magazin Radio Dráťák, das um 21.10 Uhr auf Radio Burgenland beginnt, hören Sie den Beitrag mit Zuzana Brejcha, der von Pavla Rašnerová vorbereitet wurde. Durch die Sendung begleitet Sie Tereza Chaloupková.