Rosa Schneeberger in ihrer Wohnung in Villach mit Redakteur Adi Gussak
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ROMA SAM | ZEITZEUGENGESPRÄCH

Rosa Schneeberger | Zeitzeugin im Gespräch

Nach vielen Jahrzehnten bricht sie ihr Schweigen. Rosa Schneeberger – die heute 87-jährige Zeitzeugin wurde von den Nazis als kleines Kind ins Lager Lackenbach deportiert. Sie verbrachte dort vier Jahre ihrer Kindheit. Adi Gussak hat sie in ihrer Wohnung in Villach besucht und mit ihr über ihre Erlebnisse gesprochen.

Rosa Schneeberger mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern
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Rosa Schneeberger (links), mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern

Rosa Schneeberger ist am 17. April 1936 in Wien geboren. Als sie 5 Jahre alt war, wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern von den Nazis verschleppt und in das Anhaltelager Lackenbach gebracht. Für viele Roma und Sinti war das Lager Lackenbach jedoch nur eine Zwischenstation, der Großteil der Inhaftierten wurde in die großen Vernichtungslager deportiert und ermordet. Die Zustände im Lager Lackenbach waren grauenvoll und unmenschlich. Alle Insassen mussten Zwangsarbeit verrichten. „Auch wir Kinder mussten täglich auf den Feldern arbeiten“, so Rosa Schneeberger.

Radio „Roma sam“ | 16. Oktober 2023 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Trotz harter Arbeit gab es nur wenig zu essen. Die Häftlinge waren alle unterernährt. Mit einem Viertel Laib Brot und einer kaum genießbaren Steckrübensuppe am Nachmittag, musste eine Familie den ganzen Tag auskommen. „Zucker, Butter oder Milch haben wir gar nicht gekannt“, erzählt die Zeitzeugin, Rosa Schneeberger.

Aufgrund der schlechten und mangelnden Ernährung und der unhygienischen Zustände im Lager, bekamen viele Roma und Sinti die Krankheit Bauchtyphus. Auch Rosa Schneeberger und ihre Familie waren davon betroffen. Zahlreiche Menschen starben an dieser bakteriellen Infektion.

Rosa Schneeberger in ihrer Wohnung in Villach mit Redakteur Adi Gussak
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Nachdem das Lager Lackenbach im Jahre 1945 von sowjetischen Truppen befreit wurde, kehrte Rosa Schneeberger mit ihrer Familie nach Wien zurück. Die Erlebnisse von damals und die Trauer über die vielen ermordeten Verwandten belastet sie bis heute. Die Sintizza hat Angst, dass so eine schreckliche Zeit wieder kommen könnte, aus diesem Grund hat sie sich auch entschieden ihre Erlebnisse zu erzählen, um vor allem die jungen Generationen zu mahnen und warnen.

Rosa Schneeberger mit ihrem verstorbenen Gatten Hugo Taubmann
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Mit 17 Jahren lernte Rosa Schneeberger ihren Mann kennen und gründete in Kärnten eine Familie. Sie zog vier Kinder groß und ist heute stolze Großmutter von sieben Enkeln.