Moldau
ORF/ROMAN TSCHIEDL
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Moldau: Bewegte Geschichte und ein erstarrter Konflikt

Am Donnerstag treffen sich 47 Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel auf Schloss Mimi, einem Weingut in der Republik Moldau nahe der Hauptstadt Chisinau. Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wird erwartet. Unter dem Motto „Moldau ist nicht allein“ soll ein gemeinsames europäisches Zeichen gegen versuchte russische Einflussnahme gesetzt werden, die das Land zwischen der Ukraine und dem EU-Mitglied Rumänien zuletzt zu destabilisieren drohte.

Die kleine Ex-Sowjetrepublik ist eines der am wenigsten bereisten Länder Europas, kämpft mit einem erstarrten Konflikt um eine abtrünnige Kleinst-Region und ist bekannt für seine Weinindustrie und seine orthodoxen Klöster. Drei wissenswerte Aspekte über eines der unbekanntesten Länder Europas:

Zwischen Russland und Europa

Das kleine Moldau hat 2,6 Millionen Einwohner und liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Die demokratisch regierte Republik entspricht in Größe und Einwohnerzahl in etwa den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich. Die Amtssprache ist Rumänisch, Russisch ist ebenfalls weit verbreitet. Die Minderheit der Gagausen spricht eine Turk-Sprache, die von der UNESCO als gefährdet eingestuft wird.

Der Binnenstaat war jahrhundertelang Teil des Osmanischen Reiches, stand dann unter russischer Herrschaft und gehörte anschließend zu Rumänien. Von 1940 bis 1991 war Moldau Teil der Sowjetunion. In den vergangenen Jahren hat das Land eine pro-westliche Wende vollzogen und damit Moskau entzürnt. 2022 wurde Moldau unter der pro-europäischen Präsidentin Maia Sandu, die 2020 den russlandfreundlichen Präsidenten Igor Dodon ablöste, der Status eines EU-Beitrittskandidaten zugesprochen.

Kaum Touristen, viel Wein

Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas. Nach Angaben der Weltbank entspricht das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 5.230 Dollar (4.878 Euro) gerade einmal einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts Rumäniens. Viele Menschen im erwerbsfähigen Alter sind abgewandert oder von Überweisungen aus dem Ausland abhängig, es gibt wenig Industrie und das Land hat eine der niedrigsten Beschäftigungsquoten in Europa – insbesondere unter der Roma-Bevölkerung.

Eine Ausnahme ist der Wein als Wirtschaftssektor: Mit 300 Sonnentagen im Jahr ist das Klima in Moldau ideal für die Landwirtschaft und insbesondere für den Weinanbau. Moldau gehört zu den 20 größten Weinproduzenten der Welt und exportiert in über 70 Länder. Trotzdem wird das Land kaum besucht: Im vergangenen Jahr registrierte die Regierung gerade einmal 29.000 ausländische Touristen.

Transnistrien

Die selbsternannte Republik Transnistrien ist ein seit 1990 von Moldau abtrünniger schmaler Landstreifen an der Grenze zur Ukraine, der seit einem kurzen Bürgerkrieg mit rund tausend Toten eine eigene Währung, Regierung und Verwaltung hat. Der Status der Region ist eines der komplexesten Probleme für die Republik Moldau.

In der völkerrechtlich weiter zu Moldau gehörenden, aber von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region sind seit 1992 rund 1.500 russische Soldaten stationiert. Die meisten Menschen in Transnistrien sind russischsprachig. Moldau hat wiederholt die Entmilitarisierung des Gebiets gefordert, das international nicht als eigener Staat anerkannt ist. Moskau wiederum unterstützt die Region, in der fast 400.000 Menschen leben, wirtschaftlich und politisch.