In Andenken an die verschleppten und ermordeten Lovara und Sinti pflanzte Stojka 1999 auf dem Areal der ehemaligen Hellerwiese einen Kastanienbaum. 2003 wurde der Park nach seiner Großmutter Helene Huber, genannt Baranka, umbenannt.
Romane Thana
Die Hellerwiese, in unmittelbarer Nähe zur Schokoladen-Fabrik Heller gelegen, war Lager- und Rastplatz der Lovara und Sinti. Von hier aus handelten sie ihre Stoffe und Pferde bis in den Grazer Raum. Das Zusammenleben mit den Nachbarn war von gegenseitigem Respekt geprägt. Die Machtergreifung bedeutete jedoch auch für sie Repression und Verfolgung. Das Gelände wurde eingezäunt und 1941 wurden alle Lovara und Sinti in die Konzentrationslager deportiert. Mongo Stojka zog mit seiner Familie noch rechtzeitig nach Ottakring. Dort baute der Vater den Wohnwagen zu einer festen Behausung um. Doch 1943 wurde auch Mongo Stojka mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Radio „Roma sam“ | 5. Juni 2023 | 20:50 Uhr
Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland
Stojka erzählte seinen Kindern nur selten von den Ereignissen jener Zeit. Zu schwer lasteten die grausamen Erlebnisse auf ihm. Doch in seinen Träumen kehrte er in die Lager zurück. Dies konnte er schließlich vor seinen Kindern nicht mehr verbergen. Schließlich schrieb Stojka seine Erlebnisse in dem Buch „Papierene Kinder“ nieder.
Der Schmerz der Nachgeborenen
Von Stojkas Familie, die rund 200 Personen fasste, überlebten nur sechs. Für Doris und Sissi Stojka ist der Völkermord ein ständiger Begleiter in ihrem Leben. Noch heute seien Roma, Sinti und Lovara von den Ereignissen traumatisiert. Der Antiziganismus sei nach wie vor latent. Umso wichtiger sei daher diese Veranstaltung, die auf das Verbindende setze.
So präsentierten Tini Kainrath, Rudi Koschelu und Tommy Hojsa Wienerlieder. Klezmer-Musik wurde von Aliosha Biz, Sasha Shevchenko und Sasha Danilov dargeboten. Ganz im Sinne der Baranka vereinte die Gedenkfeier durch Musik die jüdische, die Wiener und die Lovara-Kultur.
Neben der traditionellen Lesung von Doris Stojka las Susanne Scholl aus ihrem Roman „Elsas Großväter“. Scholl, die sich in ihrem Buch mit der Ermordung ihrer Großeltern im Nationalsozialismus beschäftigt, sieht Handlungsbedarf hinsichtlich der Wahrnehmung des Schicksals der Roma, Sinti und Lovara.
Die Besucherzahlen der Gedenkveranstaltung lassen vermuten, dass diese im 15. Jahr zu einer fixen Größe im Grätzl geworden sei. Für Marion Dworzack ist es wichtig, dass das Fest zu mehr Wissen über die Volksgruppe in der breiten Öffentlichkeit beiträgt.
Harri Stojkas Angebot des gegenseitigen Kennenlernens war auch an diesem Abend hörbar. Zusammen mit seinen Schwestern zog er das Publikum in seinen Bann. So spürte er in seinem unverwechselbaren Stil Django Reinhardt und seinem musikalischen Universum nach.