Sensiro Team
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Roma Sam | Wissenschaft

Sensiro – Studie zur Situation der Rom:nja in Österreich vorgestellt

An der Universität Wien wurde nun die erste bundesweite Studie zur Situation der Rom:nja und Sinti:zze in Österreich vorgestellt. Christoph Reinprecht vom Institut für Soziologie evaluierte im Rahmen des Projekts Sensiro, ob und inwiefern die vom Bundeskanzleramt definierten Wirkungsziele erreicht wurden. Dazu wurden 395 Rom:nja und Sinti:zze befragt.

Die Ergebnisse der Studie geben Aufschluss über die Situation der Rom:nja und Sinti:zze in ganz Österreich. Sie bilden die Basis für die Ausrichtung der zukünftigen Strategie. Laut Reinprecht bietet die Studie ein sehr gutes Abbild der in Österreich lebenden Rom:nja und Sinti:zze. Die Bereiche der Strategie umfassen neben Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Bildung, Gesundheit und Wohnen, die Themenfelder Ermächtigung, Partizipation und die Bekämpfung der Diskriminierung. Eines der Hauptergebnisse der Evaluierung ist, dass nach wie vor ein hoher Bedarf an Engagement besteht. Dass Rom:njafeindlichkeit in der Gesellschaft tief verankert ist, macht sich vor allem am Wohnungs- und Arbeitsmarkt sowie im Bildungssektor bemerkbar.

Christoph Reinprecht
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Christoph Reinprecht | Universität Wien

„Ost-West-Gefälle“ sichtbar

Das bestehende „Ost-West-Gefälle“ ist ein zentrales Ergebnis der Studie. Während es im Osten, vor allem im Raum Wien und im Burgenland, ausreichende Angebote für Rom:nja und Sinti:zze gibt, fehlen diese im Westen und Süden Österreichs. Damit aber Rom:nja und Sinti:zze in ganz Österreich erreicht werden, müsse die Strategie auf andere Bundesländer ausgeweitet werden, so Reinprecht.

Radio „Roma sam“ | 17. Oktober 2022 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

„Je weiter man nach Westen driftet, umso weniger hat man da Leute, die wirklich aktiv für die Community in Selbstorganisationen arbeiten“, weiß auch Tina Nardai zu berichten. Dieses Ergebnis wird unter anderem durch die geografische Verteilung der ESF-finanzierten Projekte sichtbar. Diese spiegelt eine generelle Fokussierung auf den Osten Österreichs wider.

Studie hebt Wichtigkeit der Selbstvertretung hervor

Einen Mangel an Selbstvertretung lokalisiert auch Nora Walch im Westen Österreichs, wo vor allem nach 1945 eingewanderte Rom:nja, aber auch Arbeits- und Armutsmigrant:innen leben. Auffallend sei, laut Walch, dass Vereine, die marginalisierte Gruppen vertreten, selbst innerhalb der Förderlandschaft eher marginalisiert seien. Dabei betont die Studie, dass Rom:nja-Vereine als Informationsträger, als Vermittler von Wissen und als Vertreter kollektiver Interessen fungieren. Sie bilden auch eine wichtige Kontakt- und Ansprechstelle für von Diskriminierung oder Gewalt betroffene Personen.

Diskriminierung ist Thema der Mehrheitsgesellschaft

Rom:nja und Sinti:zze sind in Österreich nach wie vor Diskriminierung ausgesetzt. Diese erfolgt häufig im Kontakt mit Behörden, in Bildungseinrichtungen, bei der Arbeitssuche, aber auch in den Bereichen Wohnen und Gesundheit. Dem entgegenwirken sollten, laut Studie, Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Aufklärung der Dominanzgesellschaft.

Emmerich Gärtner-Horvath
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Emmerich Gärnter-Horvath | Beiratsvorsitzender der Roma

In seinen Annahmen bestätigt sieht sich Emmerich Gärtner-Horvath. Auch er verortet Aufholbedarf vor allem in der Mehrheitsgesellschaft. Martin Kienl, Leiter der Sektion II im Bundeskanzleramt, sagt, es sei viel erreicht worden. Entwicklungsbedarf sei aber noch vorhanden. Anpassungen der Strategie sollen innerhalb der nächsten 12 Monate realisiert werden.