Protestaktion von Roma gegen die Mordserie am 6. August 2013 in Budapest.
Bernadett Szabo/REUTERS
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Ungarn

Rechtsterrorist gesteht Morde

Nach 13 Jahren Schweigen hat Arpad Kiss in einem Interview erklärt, 2008 und 2009 mit seinen Kumpanen in Ungarn die tödlichen faschistischen Terroranschläge gegen Roma verübt zu haben. Im von der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Nemzet am Mittwoch veröffentlichten Gespräch erklärte er, es habe weitere Unterstützer gegeben, die seither unbehelligt geblieben seien und teils sogar politisch Karriere machen konnten.

Anschläge gegen Roma 2008/2009 in Ungarn: Täter äußert sich zu Unterstützern

Die Faschisten schossen insgesamt 78mal, warfen elf Molotowcocktails und gefährdeten das Leben von 55 Menschen. Über mehrere Monate lebten die Roma in Ungarn in der Angst, das nächste Opfer sein zu können. Am 21. August wurden die Täter verhaftet, am 6. August 2013 drei der vier Angeklagten in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt. Der vierte, Csontos, erhielt 13 Jahre und wurde Anfang August bereits aus dem Gefängnis entlassen.

Protestaktion von Roma gegen die Mordserie am 6. August 2013 in Budapest.
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Protestaktion von Roma gegen die Mordserie am 6. August 2013 in Budapest.

Die Ermittlungen waren von zahlreichen Fehlern und Pannen begleitet worden. Zudem stellte sich während des Prozesses heraus, dass der ungarische Inlandsgeheimdienst bis kurz vor Beginn der Mordserie Istvan Kiss beobachtet hatte. Csontos, der bei den letzten beiden Anschlägen als Chauffeur fungierte, war Informant des Militärgeheimdienstes, soll seinen Vorgesetzten allerdings keine Berichte erstattet haben.

Arpad Kiss, der sich bislang nicht zu den Anschuldigungen oder Hintergründen geäußert hatte, bestätigte nun erstmals den Verdacht, es habe weitere Unterstützer in ihrem Umfeld gegeben, die immer noch auf freiem Fuß seien. Zwei Personen hätten sie sowohl finanziell – mit umgerechnet mehreren tausend Euro – als auch mit Munition und Informationen versorgt. Einer der Helfer habe später bei der rassistischen Partei Jobbik auf Lokalebene Karriere gemacht.