Die im Jahre 1965 in Zams/Tirol geborene Sozialarbeiterin Heidi Schleich stieß erst im Rahmen ihres Studiums zur Sprachenwissenschaftlerin auf das jenische Volk. An der Universität Innsbruck lernte sie den jenischen Schriftsteller und Aktivisten Romed Mungenast kennen, der ihre Diplomarbeit über die Sprache seiner Volksgruppe begleitete. Unter anderem publizierte Heidi Schleich das Buch „Das jenische in Tirol“, in dem sie die Sprache der Jenischen etwas genauer unter die Lupe nimmt.
Radio „Roma sam“ | 17. Jänner 2022 | 20:50 Uhr
Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland
Laut dem europäischen jenischen Rat leben ungefähr 500.000 Jenische in Europa. Aufgrund Verfolgung und Diskriminierung während der NS-Zeit und danach, lebten sie ihre Kultur meist im Verborgenen. Wissen und Traditionen wurden hauptsächlich mündlich überliefert. Jenisch folgt in seiner Struktur der Heimatsprache und den regionalen Dialekten. Sie beinhaltet umgeformte Wörter aus dem Deutschen und aus Sprachen wie Romani, Jiddisch oder Französisch. Typische Berufe der Jenischen waren Korbflechter, Kesselflicker oder Messerschleifer. Oft überlieferten sie auch Nachrichten, da sie als Fahrende viel unterwegs waren.
Vergangenes Jahr fand bereits zum sechsten Mal der jenische Kulturtag in Tirol statt. Die Veranstaltung wurde vom Verein „Initiative Minderheiten Tirol“ ins Leben gerufen. Damit wurde eine Plattform geschaffen, bei der sich Jenische treffen können und ihre Kultur in der Öffentlichkeit leben können. Heidi Schleich und ihr Verein „Jenische in Österreich“ wünschen sich eine baldige offizielle Anerkennung als siebente Volksgruppe in Österreich. Dabei geht es ihnen vor allem um die Wertschätzung und um Respekt und um die Restitution von Menschenwürde für diese in Österreich lebende Volksgruppe.