Die Tagung stand heuer im Zeichen des EU-Projekts „Dream Road“, dessen Projektpartner die Roma VHS Burgenland in Österreich ist. Das Projekt will die Lebensrealitäten von Rom*nja in den Donauländern verbessern und ihre Teilhabe an Politik und Gesellschaft verstärken. Während alle anderen Volksgruppen mit Vertreter*innen in Landtagen, dem Parlament, dem Bundesrat oder dem EU-Parlament sowie in den politischen Parteien repräsentiert sind, ist die aktive Teilhabe von Romnja und Roma an politischen Entscheidungsprozessen bis auf wenige Funktionäre auf Gemeindeebene nicht gegeben, erläutert der Vorsitzende der Roma VHS Burgenland, Andreas Lehner.
Den inhaltlichen Impuls für die Tagung bildeten persönliche Geschichten von drei Persönlichkeiten aus der Volksgruppe: Es sprachen Katharina Graf-Janoska (ORF-Redakteurin und Autorin), Marion Dworzack (stv. Obfrau Verein „Voice of Diversity“) und Irina Spataru (Parlamentarische Assistentin im EU-Parlament). In ihren Erzählungen sprachen die Protagonistinnen über ihren persönlichen Werdegang, die Herausforderungen, die sie zu meistern hatten und die Wege zum eigenen Empowerment. Marion Dworzack berichtete, wie sie erst als Erwachsene davon erfuhr, dass sie Romni ist, ihren Vater kennen lernte und wie sich daraus ein Wunsch nach Gerechtigkeit formte.
Radio „Roma sam“ | 4. Oktober 2021 | 20:50 Uhr
Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland
Im Anschluss an die Erzählungen der drei Aktivistinnen kamen die teilnehmenden Politiker*innen zu Wort. Die Präsidentin des Burgenländischen Landtages Verena Dunst (SPÖ), Nikolaus Berlakovich (ÖVP). Harald Troch (SPÖ), Olga Voglauer (Die Grünen), Elisabeth Trummer (SPÖ), Wolfgang Spitzmüller (Die Grünen) und Eduard Posch (NEOS). Gemeinsam diskutierte man über Möglichkeiten, die Teilhabe von Rom*nja an verschiedenen gesellschaftspolitischen Prozessen zu stärken. Landtagspräsidentin Verena Dunst nahm für sich drei Punkte aus der Veranstaltung mit: Bildung als Schlüssel zum Empowerment, das Sichtbarmachen, um auch auf Probleme hinzuweisen und die Erinnerungskultur, um die tragische Geschichte der Rom*nja nicht zu vergessen.
Der Nationalratsabgeordnete und Volksgruppensprecher der ÖVP, Nikolaus Berlakovich erklärte, dass sich durch die Gespräche innerhalb der Tagung wieder herauskristallisiert hat, dass es eine übergeordnete Volksgruppenpolitik nicht gibt, denn jede einzelne Volksgruppe ist für sich einzigartig. Er appelliert an die Volksgruppenvertreter und -vertreterinnen, weiterhin hartnäckig zu sein und den schon beschrittenen Weg fortzusetzen.
Olga Vogelauer, Nationalratsabgeordnete der Grünen, sieht den grundlegenden Fehler darin, dass die Politik immer aus der Sicht der Mehrheitsgesellschaft handelt. Die Sichtweise und die Bedürfnisse der Rom*nja und anderer Minderheiten gehen dabei oft unter. Der Job eines Politikers sei es, sich der Geschichte bewusst zu sein und Fußspuren zu hinterlassen, denen zukünftige Generationen folgen können. Eine weitere Forderung ist, dass der Antiromaismus im Parlament dieselbe Priorität erhalten soll, wie der Antisemitismus, so Voglauer.
Im Anschluss an die Tagung fand das Fest der Roma statt, das vom Verein HANGO ROMA ausgerichtet wurde. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung unter anderem von der Leon Berger Band, Romano Rath und dem Bela Horvath Ensemble.