Gondolipe le Stanislav Tomášiske
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ROMA SAM | Gedenken

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš

Am 19.6 starb der Rom Stanislav Tomáš in Teplice | Tschechien, nachdem teilweise bis zu drei Polizisten gleichzeitig auf seinem Nacken knieten. Die HochschülerInnenschaft Österreichischer Roma und Romnja (HÖR) hielt am gestrigen Sonntag gemeinsam mit zahlreichen Organisationen eine Mahnwache für das Opfer und, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Auf dem Platz der Menschenrechte trafen sich zahlreiche Menschen um gemeinsam für die Opfer von Polizeigewalt, vor allem für den kürzlich verstorbenen Stanislav Tomáš eine Mahnwache abzuhalten. Ein Polizist kniete nach einer Verhaftung sechs Minuten lang auf dem Nacken von Stanislav Tomáš. Noch im Krankenwagen, der kurz darauf gerufen wurde, verstarb er. In Österreich machte den Fall als erste die Journalistin Gilda Horvath öffentlich, die international sehr gut vernetzt ist.

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš
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Gilda Horvath | Aktivistin und Journalistin

Innerhalb der Roma-Community löste der Fall von Stanislav Tomáš einen Schock aus, dem ein Aufschrei nach Gerechtigkeit und Aufklärung folgte, denn die tschechische Regierung als auch die Polizei weisen jegliche Schuld von sich, trotz zahlreicher Augenzeugen. Für die Vertreter und Vertreterinnen der Roma handelt es sich klar um einen schweren Fall von Polizeigewalt, daher sei es nun wichtig, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Denn in den Foren und sozialen Medien erlebt man als Reaktion auf den Fall auch eine Welle des Hasses gegen Roma und Romnja, erklärt Horvath.

Radio „Roma sam“ | 28. Juni 2021 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Gilda Horvath sprach kurz nach dem Vorfall mit dem tschechischen Romea.cz-Redakteur Zdeněk Ryšavý, der berichtete, dass die Polizei die Augenzeugen darum gebeten hat, mit niemanden, auch nicht mit den Medien, über den Vorfall zu sprechen. Trotzdem verbreitete sich das Handyvideo, dass den Vorfall festhielt, schnell über das Internet. Die Berichterstattung über Roma und Romnja in Tschechien, sei sehr einseitig, so die Journalistin. Denn die ersten medialen Veröffentlichungen stammen von der Polizei, Stanislav Tomáš wurde sofort als Täter dargestellt, erzählt Gilda Horvath. In Österreich findet der Fall von den Medien kaum Beachtung.

Gemeinsam mit der HochschülerInnenschaft Österreichischer Roma und Romnja hielt man gestern eine Mahnwache in Wien ab. Für die HÖR war es eine Selbstverständlichkeit und ein großes Anliegen ein Zeichen zu setzen und diesen Fall nicht stillschweigend hinzunehmen, erklärt die Präsidentin der HÖR, Sladjana Mirković. Die HÖR fordert, dass dieses Verbrechen lückenlos aufgeklärt wird und in Österreich eine offizielle Meldestelle für Polizeigewalt eingerichtet wird.

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš
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Samuel Mago und Sladjana Mirković | Vorstand HÖR

Viele sehen in dem Fall von Stanislav Tomáš Parallelen zu dem Fall von George Floyd, der ebenfalls nach einer sogenannten „Intervention“ der Polizei in den USA starb. Der Tod Floyds löste im vergangenen Jahr die #BlackLivesMatter Bewegung aus. Zahlreiche Menschen gingen auf die Straße und forderten Maßnahmen gegen die anhaltende Polizeigewalt und gegen den strukturellen Rassismus, von dem Afroamerikaner immer noch betroffen sind. Auch in Österreich gab es eine Protestbewegung. Ob es nun auch eine ähnlich starke #RomaLivesBewegung geben kann? Sladjana Mirković ist sich sicher, dass der Aufschrei im aktuellen Fall nicht so groß sein wird, wie im letzten Jahr.

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš
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Die HÖR fordert Gerechtigkeit

Der Rassismus innerhalb der Polizei ist ein internationales Problem, das in vielen Ländern auf der ganzen Welt besteht. Vor allem im Osten Europas sind gerade Roma und Romnja immer noch sehr stark von rassistischen und diskriminierenden Verhalten der Polizei betroffen. Der Fall Stanislav Tomáš macht dies nun wieder auf extreme und tragische Art deutlich. Doch wie sieht die Situation in Österreich aus? Sladjana Mirković sieht vor allem ein Problem darin, dass Menschen mit Migrationshintergrund von der Polizei immer noch anders behandelt werden. Dies dürfe nicht sein, so Präsidentin Mirković.

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš
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Menschen entzünden Kerzen für Stanislav Tomáš

Auch für die Journalistin Gilda Horvath stellt der strukturelle Rassismus innerhalb der Polizei ein großes Problem dar. Die Antirassismusstelle in Österreich „ZARA“ berichtet in jedem Jahr über die steigende Zahl von Fällen der Polizeigewalt, viel zu viele Fälle, so Gilda Horvath. Nun sei es wichtig, einen Schulterschluss innerhalb aller benachteiligter und diskriminierter Gruppen zu bilden. Denn Polizeigewalt könne jeden irgendwann treffen, so Horvath, nun müsse man geeint dagegen vorgehen.

Mahnwache in Wien für Stanislav Tomáš
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Denkmal für Marcus Omofuma

Am Ende der Mahnwache entzündeten alle Beteiligten als Solidaritätsbekundung für Stanislav Tomáš und gegen Polizeigewalt und Rassismus Kerzen vor dem Marcus Omofuma Denkmal in Wien.