THARA
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ROMA SAM | CORONA-PANDEMIE

Vor dem Virus sind nicht alle gleich

Ende April fand die Online-Dialogrunde „Vor dem Virus sind nicht alle gleich – Wie Corona Ungleichheiten weiter verschärft“ statt, die sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf Roma und Romnija auseinandersetzte.

Organisiert wurde die Veranstaltung von THARA E Romengi Tehara, ein Arbeitsmarktpolitisches Projekt für Rom_nija und Sinti_zze, ausgehend von der Volkshilfe.

Im Fokus der Veranstaltung stand die Auswirkungen der Pandemie insbesondere auf Roma und Romnija. Soziale Spaltung und die Frage der Ungleichheit. Das Format „Svato“, das ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplant war, konnte aufgrund der Corona-Maßnahmen nur online stattfinden. Das Ziel ist, mit der Mehrheitsgesellschaft in den Dialog zu treten, gegen Diskriminierung aufzutreten und gemeinsam mit Vertretern der Roma Community wichtige Themen herauszuarbeiten und an die Öffentlichkeit zu tragen. Die Ergebnisse sollen den Dialog zwischen Rom_nija und Nicht-Roma, aber auch innerhalb der Community fördern, erklärt die Projektleiterin von THARA, Usnija Buligović.

Usnija Buligovic
ORF
Usnija Buligović | Projektleiterin THARA

In der Krise sind nicht alle gleich, auch das erlebt Usnija Buligović in ihrer Beratungstätigkeit bei Thara. Besonders ärmere und bildungsschwächere Menschen leiden am stärksten unter der Krise. Aber auch Alleinerziehende Frauen, die ihren Job aufgeben mussten, um sich um ihre Kinder kümmern zu können, sehen sich nun in ihrer Existenz bedroht. In Wien sind vor allem viele Rom_nija in der Kultur- und Gastronomieszene von Arbeitslosigkeit betroffen. Auffällig ist, dass nun in vielen Bereichen das Beratungsangebot von THARA verstärkt in Anspruch genommen wird, erklärt Buligović.

„Krise sei auch als Chance zu sehen“ ist ein fragwürdiger Spruch

Radio „Roma sam“ | 7. Juni 2021 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Erich Fenninger ist Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich und Vorsitzender der Sozialhilfe Österreich. Immer wieder hört man den Satz, dass eine Krise auch als Chance zu sehen sei. Fenninger lehnt diese Formulierung strickt ab, da dies einer Verleumdung aller Todesopfer, Erkrankter und jener, die unter den Folgen zu leiden haben, gleichkäme, erklärt er in der Dialogrunde.

Erich Fenninger
Volkshilfe / Mike Ranz
Erich Fenninger | Bundesgeschäftsführer Volkshilfe Österreich

Corona bedingte nicht nur eine massive Gesundheitskrise, sondern auch eine Sozialkrise. In Summe sind zurzeit eine Million Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit. In der Volkshilfe erlebt man zurzeit eine Existenzkrise innerhalb der Bevölkerung, wie man sie noch nie zuvor erlebt hat. Vordergründig betrifft Corona jeden, aber vor allem jene Menschen, die sozioökonomisch benachteiligt sind.

„Die Situation ist mehr als nur besorgniserregend!“

90% der Roma und Romnija in Europa sind immer noch armutsgefährdet und es sei nicht gelungen, den Rassismus als Folgeerscheinung des Faschismus zu überwinden, im Gegenteil er wird stärker, sagt der Geschäftsführer der Volkshilfe. Rechtspopulistische Politiker fördern und propagieren Vorurteile und stärken diesen Rassismus somit. Fenninger vergleicht diese mit Drogendealern, die ihre Drogen in der Bevölkerung verteilen und die Dosen von Jahr zu Jahr erhöhen – denn heute könnten diese Äußerungen tätigen, die vor 20 Jahren nicht möglich gewesen wären. Nun sei es an der Zeit, aufzustehen und sich endlich laut dagegen zu wehren. Die Situation sei mehr als nur besorgniserregend, so Fenninger.

„Wir müssen die Gesellschaft darauf aufmerksam machen!“

Die Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer ist im Grünen Parlamentsklub unter anderem Bereichssprecherin für die Volksgruppen. Ihrer Meinung nach brauche es die Stimme der Minderheiten und diese Stimme muss gestärkt und vor allem gehört werden. Sie empfindet es als beschämend, wie mit Roma und Romnija in Europa umgegangen wird. Vor allem die Situation in den österreichischen Nachbarländern bezeichnet sie als menschenunwürdig. Wichtig sei es, und dies sieht sie als persönliche Aufgabe, dieses Thema in die Gesellschaft zu tragen und darauf aufmerksam zu machen, so Voglauer.

A népcsoporti támogatások emelését követelik a Zöldek
ORF
Olga Voglauer | Nationalratsabgeordnete, Die Grünen

Die Situation seit Corona sei absolut nicht optimistisch zu sehen, so Voglauer. Die Pandemie führe zu mehr Diskriminierung und strukturellen Rassismus – vor allem gegenüber Roma und Romnija. Es liegt nun in der Verantwortung der Gesellschaft, vor allem aber der öffentlichen Hand, hier gegenzusteuern und aktiv dagegen aufzutreten, erklärt Voglauer.

Alle Beteiligten sind sich einig, dass es nun einen uneingeschränkten Zusammenschluss der Mehrheitsgesellschaft, der Politik und der Roma und Romnija bedarf, um diese Krise, die sich in so vielen Bereichen negativ auswirkt, zu bewältigen.

Das ganze Video können Sie sich hier nachsehen.