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Roma sam | Romani Remembrance

Ioana Spataru über Gedenken und Widerstand

Ioana Spataru arbeitet seit 2015 als Aktivistin und Trainerin für Menschenrechtsbildung. Ioana Spatarus Hauptanliegen ist es Stereotype über Roma und Sinti innerhalb der Mehrheitsgesellschaft abzubauen.

Auch die Aufarbeitung des Porajmos und die differenzierte Auseinandersetzung mit der Aufarbeitungs- und Erinnerungskultur ist ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.

Derzeit studiert Ioana Spataru Kultur- und Sozialanthropologie und forscht innerhalb ihres Studiums über Themen wie Erinnerung und Identitätsentwicklung von ethnischen Minderheiten, sowie Grab und Gedenkkultur im Kontext des Holocausts. Sie ist Gründungsmitglied und Leiterin der Roma-Jugend Initiative Opre Heroes Collective, die ihren Schwerpunkt auf Holocaust-Bildung und Erinnerungspolitik hat.

Radio „Roma sam“ | 11.1.2021 | 20:50 Uhr

Live Radio Burgenland

Zu Beginn war es die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und der eigenen Identität, die sie hin zum Aktivismus führte. Als ein einschneidendes Erlebnis bezeichnet sie die Gedenkveranstaltung „Dikh he na bister! | Schau und vergiss nicht!" 2014. Damals fanden sich über 1000 Roma und Sinti in Ausschwitz ein, um gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Ein Erlebnis, das einen tiefen Eindruck bei der Aktivistin hinterließ.

Es gehe nicht nur um Jahreszahlen, sondern um Menschen und ihre Schicksale

Seit 2019 ist sie Leiterin des Opre Heroes Collective, ein Roma Jugend Projekt, das den Fokus auf Kunst und Gedenkarbeit legt. Dabei arbeitet das Kollektiv vor allem mit Schülern und Lehrern, um vor allem über die Geschichte der Roma und Sinti aufzuklären – dies in Form von Seminaren und Workshops.

Schon während ihrer Schulzeit bemerkte Ioana Spataru, dass die Geschichte der Roma und Sinti nur kaum im Unterricht erwähnt wird. Auch die Auseinandersetzung mit Roma und Sinti als Opfer des Nationalsozialismus werde selten behandelt. Dies war ebenfalls ein Motivator, diese Themen innerhalb der Workshops und Seminaren aufzugreifen. Irgendwann sollten diese zusätzlichen Angebote für Schüler und Lehrer nicht mehr notwendig sein, da diese Themen fester Teil des Unterrichts werden sollten, so Spataru.

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Roma und Sinti wurden sehr lange aus dem Geschichtsunterricht verbannt. Um zu verstehen, warum so ist, müsse man sich mit der Geschichte der Roma und Sinti auseinandersetzen. Als Roma und Sinti aus Nordindien im Mittelalter in Europa ankamen, waren sie für die Europäer fremd und exotisch. Diese Haltung bliebe lange erhalten. Auch in der Schule werde dieses Thema nicht auf differenzierte Art und Weise behandelt. Dasselbe gelte für die Aufarbeitung des Holocaust in der Schule. Im Unterricht gehe es darum, Zahlen und Namen auswendig zulernen, aber nicht darum, sich mit den Schicksalen und der Wahrnehmung der Opfer als Menschen auseinanderzusetzen.

Der 16. Mai ist der „Roma Widerstandstag“, an diesem Tag erinnert man an jene Roma und Sinti, die 1944 im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau Widerstand gegen ihre Ermordung leisteten. Dies in ein Datum, das in Schulen nicht behandelt werde, so Spataru.

„Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich“

Der Holocaustbildung fehle die Menschlichkeit, so Spataru. Die Art der Erinnerung sei auch für die Prävention wichtig. „Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich“, so Spataru. Man müsse sich vom Schwarz-Weiß-Denken entfernen und die Geschichte in all ihrer Komplexität wahrnehmen, erklärt die Aktivistin.

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Ioana Spataru

2020 waren all diese Themen Inhalt von zwei online Workshops, die das Opre Heroes Collective veranstaltet hat. Zum einen zum Thema “Romani Remembrance", in dem es um die entmystifizierte Geschichte der Roma und Sinti in Europa und um Gedenkkultur ging, und zum anderen zum Thema „Romani Leadership“, der sich mit dem Widerstand innerhalb der Community auseinandersetzte. Dem Opre Heroes Collective ist es ein Anliegen mit zeitgemäßen Mitteln, wie Online-Workshops, zu arbeiten, um auch eine breitere Masse zu erreichen.