Podiumsdiskussion
VHS Wien, DROM
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roma sam

Online Podiumsdiskussion „Auswirkungen von Corona auf Roma und Sinti in Österreich“

Die Corona Pandemie werde nach derzeitigen Prognosen wirtschaftlich gesehen eine größere Krise auslösen, als jene 2008. Vor allem armutsbetroffene Menschen spüren diese Auswirkung am stärksten.

In vielen Ländern Europas gehören Roma zu genau jener Bevölkerungsschicht und leiden unter den Folgen der Pandemie.

In Oberwart spürte man früh die Auswirkungen der Corona Pandemie. Einige Roma verloren ihren Job. Die Arbeit der ortsansässigen Roma Vereine, wie Roma Service, konzentrierte sich von da an auf die Betreuung und Vermittlung dieser Personen, auch unter Einbindung öffentlicher Stellen. Es galt nun, denjenigen, die ihre Arbeit verloren hatten, auf Amtswegen zu helfen und bürokratische Hürden zu überwinden. Auch das Homeschooling stellte sich in vielen Fällen als schwierig heraus. „Viele haben keinen Computer oder Internet zuhause“, erzählt der Vorsitzende von Roma Service Emmerich Gärtner Horvath. „Wir haben die Aufgaben der Kinder abfotografiert und den LehrerInnen geschickt, sodass sie sehen, dass die Kinder die Hausübung gemacht haben“, so Gärtner-Horvath.

Emmerich Gärtner-Horvath
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Emmerich Gärtner-Horvath

Auch Martin Horvath, Berater bei DROM, berichtet von den negativen Auswirkungen auf Roma in Wien. Viele haben ihren Job verloren und stehen nun vor existenziellen Herausforderungen. Zur Situation, was das Homeschooling betrifft, gab es ebenfalls ähnliche Schwierigkeiten, wie in Oberwart, erklärt Horvath.

Radio „Roma sam“ | 7.12.2020 | 20:50 Uhr

Live Radio Burgenland

Einschnitte im sozialen und kulturellen Leben

Im sozialen und kulturellen Bereich gab es auch viele Einschnitte. Alle Veranstaltungen zum Internationalen Roma Tag am 8. April wurden verschoben oder abgesagt, Gedenkveranstaltungen konnten nur in eingeschränkter Form stattfinden. Für Marion Dworzack vom Verein Voice of Diversity sind diese Veranstaltungen vor allem die Möglichkeit, andere Roma-VertreterInnen zu treffen und sich zu vernetzen. Das soziale Leben hat sehr unter Corona gelitten, so Dworzack.

Marion Dworzack
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Marion Dworzack

Ein großes Problem im sozialen Sektor ist auch die Vereinsamung der älteren Menschen, erzählt Natalie Weinrich Lauster vom Verein Newo Ziro. Im Rahmen der Seelsorge für die Sinti Gemeinschaft hörte sie immer wieder davon, dass viele sich in diesen Zeiten allein fühlen. Im Lockdown half Natalie Weinrich Lauster gemeinsam mit ihrer Familie, Anträge auszufüllen und stellte Care-Pakete zusammen und lieferte diese auch persönlich aus.

Natalie Weinrich Lauster
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Natalie Weinrich Lauster

Der Rassismus nimmt durch Corona zu

Ein ultimatives Thema stellt in Zeiten der Pandemie unverändert der Rassismus dar. In Österreich liegt dieses ausgrenzende und diskriminierende Phänomen laut den Expertinnen und Experten vor allem an einem begrenzten Wissen über das Leben der Roma und Sinti. Hier seien das Bildungssystem, aber auch die Medien gefragt. In Hinblick auf andere europäische Länder nehme der allgemein herrschende Anti-Romaismus gerade durch die Pandemie drastische Ausmaße an. Die Moderatorin und Politikwissenschaftlerin Mirjam Karoly stellt die Frage in den Raum, ob es, eine ähnlich große Bewegung wie „Black Lives Matter“ auch für Roma geben könnte, sie selbst glaubt nicht daran.

Mirjam Karoly
ORF
Mirjam Karoly

Emmerich Gärtner-Horvath berichtet von rassistischen Angriffen auf Roma in Tulln dieses Jahres, die ebenfalls mit Corona in Verbindung stehen. Eine internationale religiöse Gemeinschaft von Roma und Sinti traf sich in Tullen, um gemeinsam ein spirituelles Fest zu begehen. Es folgten Anfeindungen, vor allem via social Media, von FPÖ-Politikern, die ohne genaue Hintergründe zu erfragen, geteilt und auch in den Printmedien verbreitet wurden.

„Wir als Romaaktivisten müssen uns gegen diesen Rassismus stellen“

Martin Horvath vom Verein Hango Roma und DROM-Berater erzählt von Situationen in anderen Ländern und wie Roma wieder, vor allem in Zeiten von Corona, zu Sündenböcken gemacht werden. In vielen Mittel- und Osteuropäischen Ländern wird wieder aktiv, zu Gewalt gegen Roma aufgerufen. Die RomaaktivistInnen müssen sich gegen diesen, sich ausbreitenden Antiromaismus stellen und zur Wehr setzen, so Horvath.

Martin Horvath
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Martin Horvath

Organisiert wurde die Podiumsdiskussion von DROM-Empowerment für Roma, ausgehend von den Wiener Volkshochschulen.