Janó Bari
Adolf Gussak | ORF
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Roma sam

Roma-Kreativcamp in Szombathely ging am Freitag mit einer Ausstellung zu Ende

Von 7. Bis 14. August 2020 fand das alljährliche Romacamp der malenden und zeichnenden Roma Künstler am Anwesen des Kulturhauses Herenyi in Szombathely statt.

On demand | Roma sam | 17.8.2020

Seit sechs Jahren gibt es schon die Veranstaltung bei der Roma und Nichtroma die Möglichkeit zur Begegnung haben. Das Camp ist öffentlich zugänglich und kann somit von jedem besucht werden.

Die eher ländliche und vorstädtische Umgebung bietet einen perfekten Ort, um die Kreativität sichtbar zu machen. Die 11 teilnehmenden Roma Künstler aus ganz Ungarn haben somit die besten Gegebenheiten, um ihr Talent aufs Papier zu bringen.

Finanziert wird das Roma Camp vom Verein Harofit und von der regionalen Roma Verwaltung von Szombathely.

Kreativ Camp
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In den letzten Jahren gab es auch Teilnehmer von Slowenien und der ungarischen Mehrheitsbevölkerung. Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie und der damit verbundenen Auflagen in Ungarn kamen dieses Jahr ausschließlich Künstler aus der Volksgruppe der Roma. Die Thematik der diesjährigen Gemälde wurde angelehnt an Werke zeitgenössischer Dichter, die von der Region Vas kommen.

Jozsef Ferkovics
SAVARIA FORUM
József Ferkovics

Der Organisator und Leiter des Camps ist der Roma Künstler József Ferkovics. Er kümmert sich um sehr viele organisatorische Dinge bei dem Roma Lager. Er ist auch die treibende Kraft, um solche Veranstaltungen umzusetzen.

Der 59-jährige gebürtige Ungar mit Romawurzeln kam nach der Scheidung seiner Eltern in staatliche Obhut. Schon früh erkannte er sein Talent zum Zeichnen und Malen. In seiner Kindheit nahm er an verschiedenen Malwettbewerben teil, die er meist gewinnen konnte.
Mit 18 Jahren lernte er seine leiblichen Eltern kennen und kam so, das erste Mal, mit der Kultur der Roma in Kontakt.

Holocaust 1944
József Ferkovics
József Ferkovics | Holocaust von 1944

1982 zog der damals 21-jährige József nach Budapest, um dort an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst zu studieren. Zu seinen Stärken in der Malerei gehören sakrale, symbolische Akt- und Porträtbilder.

Sein berühmtestes Werk ist der „Holocaust von 1944“. Die Werke des Künstlers waren unter anderem auch schon in Berlin, Peking oder Washington zu besichtigen.

László Kánya
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László Kánya

Das Camp wird jedes Jahr am Ende der Woche mit einer Ausstellung im Herenyi Kulturhaus abgeschlossen. So wie auch in den vergangenen Jahren trafen sich Roma und Nichtroma und bewunderten die Werke der Künstler. Eröffnet wurde der Abend vom Abgeordneten der Partei des ungarischen Bürgerbundes vom Wahlkreis Szombathely Gabor Horvath und vom Vizebürgermeister der Stadt Szombathely Soma Horvath. Es war ein gelungener Abend mit Speis und Trank. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung vom Damenchor aus Szombathely, der gemeinsam mit dem Roma-Geiger László Kánya auftrat. Weiters performte Tibor Balog, der gefühlvolle Sänger mit Romawurzeln.

Tibor Balog
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Tibor Balog

Am Rande der Veranstaltung hatte unser Redakteur Adi Gussak noch die Möglichkeit mit dem Roma Organisator József Ferkovics zu sprechen. In nächster Zeit sind einige solcher Roma Kreativcamps in Ungarn geplant, sagte er. Weiters erwähnte er die Wichtigkeit der Zusammenführung von Roma und Nichtroma und wie wichtig es ist, mit solchen Projekten die Kultur der Roma aufrecht zu erhalten. Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie und der begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Roma Community sei es aber nicht immer einfach, solche Veranstaltungen ins Leben zu rufen.

Kreativ Camp der Roma Künstler
Adolf Gussak | ORF
Adolf Gussak (ORF) | Mitte

Für die Volksgruppenangehörigen in Ungarn hat sich seit der Ausbreitung von Covid 19 vor allem die Situation am Arbeitsmarkt verschlechtert. József sagt: „Vor der Pandemie bekamen Roma schwer einen Job. Jetzt ist es fast unmöglich, einen Job für Roma in Ungarn zu bekommen“. Er ist immer zu 100 Prozent bei der Sache dabei und kümmerte sich persönlich um die Teilnehmer in diesen 7 Tagen. Er hat auch täglich für die Teilnehmer gekocht, erzählte er. Seine Frau und sein 21-jähriger Sohn waren mit dabei. Seine Vision ist es, ähnliche Roma Kreativcamps in ganz Ungarn zu veranstalten und auch grenzübergreifend mit den Roma Organisationen aus Österreich und aus den benachbarten Ländern zusammen zu arbeiten, um so die Gemeinsamkeit der Roma in Europa zu stärken.