Pflastersteine mit der Inschrift MORINGEN
KZ-Gedenkstätte Moringen
KZ-Gedenkstätte Moringen
CHRONIK

Das ehemalige Jugend-KZ Moringen

Heute vor 77 Jahren, am 24.3.1943, wurden 21 Sinti aus dem Jugend-KZ Moringen nach Auschwitz deportiert. Sie waren zwischen 13 und 19 Jahren alt. Nur wenige überlebten.

Zwischen 1933 und 1945 bestanden im Zentrum der Kleinstadt Moringen nacheinander drei Konzentrationslager. Anfang April 1933 wurde hier eines der ersten KZ des NS-Staates errichtet. Die Häftlinge waren oppositionell und antifaschistisch eingestellte Männer der Arbeiterbewegung und der politischen Linken. Im November 1933 erfolgte die Auflösung des Lagers. Viele der Häftlinge wurden in andere Konzentrationslager überstellt.

Pflastersteine mit der Inschrift MORINGEN
KZ-Gedenkstätte Moringen

Von Oktober 1933 bis März 1938 war Moringen ein Frauen-KZ. Inhaftiert waren hier zumeist Zeuginnen Jehovas und Frauen aus dem politischen Widerstand. Auch „Rassenschande“ und „abfällige Äußerungen“ über das NS-System konnten zu einer Einweisung führen.

KZ-Gedenkstätte Moringen
KZ-Gedenkstätte Moringen
KZ-Gedenkstätte Moringen

Im Juni 1940 wurde in Moringen ein Konzentrationslager für männliche Jugendliche eingerichtet. Sozial, „rassisch“, religiös oder politisch verfolgte Jugendliche, waren hier unter SS-Terror, Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen „Erziehungsmethoden“ extrem lebensfeindlichen Bedingungen ausgesetzt.

Die KZ-Gedenkstätte Moringen ist ein Ort der historisch-politischen Bildung. Sie erforscht und dokumentiert die Geschichte der drei Moringer Konzentrationslager und bietet hierzu ein umfangreiches Bildungsangebot an.

Viele Jugendliche starben aufgrund dieser Lebensumstände, andere wurden auf der Grundlage von „erb- und kriminalbiologischen Gutachten“ zwangssterilisiert oder in andere Konzentrationslager deportiert.

KZ-Gedenkstätte Moringen

In Berlin erinnert heute ein Mahnmal an die im Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma. Einer der am 24.3.1943 Deportierten war Siegfried S. Er kam 1942 mit 17 Jahren ins Jugend-KZ Moringen. In Auschwitz verlor er seine ganze Familie. 1944 kam er von Auschwitz ins KZ Buchenwald. Hier wurde er 1945 befreit. Danach verliert sich seine Spur. In der KZ-Gedenkstätte Moringen erinnert eine Ausstellungstafel an ihn.

Siegfried S. 1924
KZ-Gedenkstätte Moringen
Karteikarte des damals 16-jährigen Siegfried S.

Zu den Häftlingen des Jugend-KZ gehörten auch Anhänger der Swing-Jugend aus Hamburg, die sich für den amerikanischen Orchesterjazz der 1930er Jahre begeisterten, genauso wie jugendliche Sinti und Roma, die 1943 von Moringen aus nach Auschwitz deportiert wurden.