Illustration: Parlament Wien außen, Nationalrat
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„Tacheles reden“

Neue Antisemitismus-Schau in Parlamentsbibliothek

In der Parlamentsbibliothek ist die seit der Wiedereröffnung des Gebäudes gezeigte Antisemitismus-Ausstellung gründlich überarbeitet und unter dem Titel „Tacheles reden. Antisemitismus – Gefahr für die Demokratie“ neu gestaltet worden.

„Die alte Ausstellung hat ihren Zweck nicht erfüllt. Wir haben sie daher noch einmal umgestaltet, interaktiver und digitaler gemacht“, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Mittwochabend vor Journalisten. Die Inhalte der Ausstellung sollen nun für ein möglichst breites Publikum zugänglicher aufbereitet sein und auch jugendliche Besucherinnen und Besucher mehr ansprechen.

Ausstellung „Tacheles reden“ in der Parlamentsbibliothek
Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Ausstellung „Tacheles reden“ in der Parlamentsbibliothek

Der Großteil der Ausstellungstexte stammt vom Kurations- und Ausstellungsplanungsunternehmen bogner.knoll, Ausstellungsgrafik und Gestaltung von look! design, das Konzept für die Medienstationen vom Unternehmen 7reasons Medien GmbH. Inhaltlich haben sich Jugendliche des Dialogprojekts „LIKRAT – Lass uns reden!“, das erst vor wenigen Tagen im Parlament mit dem Simon-Wiesenthal-Preis ausgezeichnet wurde, eingebracht, denn als ein neuer Schwerpunkt wird die Vielfalt des jüdischen Lebens in Österreich dargestellt.

Die Ausstellung „Tacheles reden“ ist zu den Öffnungszeiten des Parlaments (Mo-Mi & Fr von 8.00-18.00 18 Uhr, Do von 8.00-21.00 Uhr, Sa von 9.00-17.00 Uhr) frei zugänglich. Eine vorherige Onlineregistrierung auf der Website wird empfohlen.

Antisemitismus "kein Phänomen der Vergangenheit“

Hier erfährt man an einem Zahlenrad etwa, dass die Jüdische Gemeinde in Wien nur noch 8.353 Mitglieder zählt (gegenüber mehr als 200.000 vor 1938) und es 16 Bildungseinrichtungen, 30 Synagogen und 65 Jüdische Friedhöfe in Wien gibt. Hier erzählen aber an Medienstationen auch jüdische Jugendliche und Erwachsene aus ihrem Alltag. Und dieser beinhaltet immer wieder auch Anfeindungen oder Übergriffe. Denn „Antisemitismus ist kein Phänomen der Vergangenheit“.

Die Antisemitismusstudie aus dem Jahr 2022 hat ergeben, dass Antisemitismus deutlich im Steigen begriffen ist, und speziell seit dem Hamas-Überfall „grassiert in ganz Europa wieder eine gewisse Angst“, sagte Sobotka. „Wir müssen verhindern, dass Jüdinnen und Juden Koffer packen, dass sie wieder Angst haben, hier attackiert zu werden. Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht Aufgabe der Jüdinnen und Juden, er ist unsere Aufgabe.“ Und daher Aufgabe auch des Parlaments, denn „Antisemitismus ist definitiv antidemokratisch“.

Ausstellung in „permanenter Weiterentwicklung“

Sobotka zeigte sich stolz über eine Kooperation mit Yad Vashem und betonte, die Ausstellung, die etwa auch bereits die Antisemitismus-Diskussionen der documenta fifteen 2022 oder den Terrorakt des 7. Oktober 2023 miteinbezieht, befinde sich in „permanenter Weiterentwicklung“. Sie diene als Grundlage für Workshops im Rahmen der Demokratiewerkstatt des Parlaments, soll aber auch den Individualbesucher erreichen. Deshalb sind in der Schau auch Handlungsmöglichkeiten bei Wahrnehmungen von Antisemitismus in der Schule, auf der Straße oder im Web aufgezeigt.