Therapiezimmer im Betreuungszentrum Hemayat
ORF
ORF
Traumatisierung

Hemayat betreute 1.642 Überlebende von Krieg und Folter

Im vergangenen Jahr 2023 konnte das Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende Hemayat 1.642 Menschen aus 57 Ländern psychotherapeutisch, psychologisch und medizinisch unterstützen. Davon waren 227 Personen minderjährig, heißt es in dem veröffentlichten Jahresbericht von Hemayat.

„Ängste reduzieren, körperliche Beschwerden, die seelischen Ursprung haben, verringern, die Schlafqualität verbessern, überschießende Gefühle kontrollieren lernen, Selbstvertrauen und Lebensfreude wiedererlangen“, darum bemüht sich unter anderem das Betreuungszentrum Hemayat, das 1995 gegründet wurde und sich in Wien als Zentrum für medizinische, psychologische und psychotherapeutische Betreuung von Folter- und Kriegsüberlebenden etabliert hat.

30-prozentige Steigerung bei Therapieeinheiten

Insgesamt konnten im Vorjahr 21.287 Betreuungsstunden geleistet werden. Die 30-prozentige Steigerung bei den Therapieeinheiten über die vergangenen drei Jahre zeigt, in welchem Ausmaß es Hemayat gelungen sei, die Kapazitäten zu erweitern, weitere Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu beschäftigen und noch mehr dringend benötigte Behandlungsangebote und Therapieplätze zur Verfügung zu stellen.

Dennoch würden die finanziellen Mittel fehlen, um derzeit 432 Menschen (darunter 69 Minderjährige), die sich hilfesuchend an Hemayat gewandt haben, zeitnah einer dolmetsch-gestützten Einzelpsychotherapie zuweisen zu können. Die Nachfrage ist stets weit größer als das finanzierte Angebot, was zu langen Wartelisten und -zeiten für einen Therapieplatz führt, betont die Betreuungseinrichtung. Um jedoch lebenslanges Leiden an den Folgen der Folter und darüber hinaus eine Weitergabe der Traumatisierung an die nächste Generation zu vermeiden, müsse den Betroffenen so rasch wie möglich Hilfe angeboten werden.

Supervision für Arbeitende in Krisengebieten

Darüber hinaus bietet Hemayat Supervision für Mitarbeitende von NGOs in Flüchtlingslagern und Krisengebieten an. Diese sei für Psycholog*innen, Therapeut*innen und freiwillige Helfer*innen unverzichtbar, wird betont. So wird etwa Personen, die unter schwierigen Bedingungen auf den griechischen Inseln und anderen EU-Außengrenzen tätig sind, Online-Supervision angeboten. Mit Mitte 2023 wurde dieses Angebot auch auf die Republik Moldau und die Westukraine ausgedehnt.

Und seit 2016 gibt es einmal wöchentlich ein spezielles gruppentherapeutisches Angebot für Kinder und Jugendliche. Die teilnehmenden Kinder sind zwischen sechs und 12 Jahren alt und kommen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und dem Irak.