Eine Reinigungskraft säubert den Gang vor dem
Audimax der Universität Wien (21.12.2009)
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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AK & vida

Reinigungskräfte fordern faire Arbeitsbedingungen

Die Reinigungstrupps in Büros, Hotels, Supermärkten oder Fitnesscentern sind unsichtbar – geputzt wird meist zu den Tagesrandzeiten. Ebenso unsichtbar seien in der Branche gängige Arbeitsrechtsverletzungen, schlugen die Arbeiterkammer (AK) und die Gewerkschaft vida heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz Alarm.

„Offene Überstunden und offene Mehrstunden und die kurzfristige Einteilung von Diensten sind ein Problem“, so AK-Juristin Bianca Schrittwieser. Mehr- und Überstunden würden oft nicht korrekt bezahlt. Ein weiteres Problem seien Löhne, die nicht oder nicht pünktlich überwiesen werden, sowie der hohe Arbeitsdruck und geteilte Dienste.

Der jeweilige Putzauftrag gehe sich in der vorgegebenen Zeit häufig nicht aus, auf den geleisteten Mehrstunden bleibe dann die Arbeitskraft sitzen. Dabei gehe es nicht um Einzelfälle, sondern das sei „symptomatisch für die Branche“, so die Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht in der AK.

Teilzeitquote „signifikant hoch“

Zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten den Angaben zufolge in Teilzeit. „Die Teilzeitquote ist signifikant hoch“, strich Ursula Woditschka, Fachbereichssekretärin Gebäudemanagement bei der Gewerkschaft vida, hervor. Die Arbeitsstunden seien zudem häufig in „zerrissenen Diensten“ zu absolvieren. „Ein und dieselbe Dame“ arbeite in der Früh ab 6.00 bis 8.00 oder 9.00 Uhr und dann wieder ab 16.00/17.00 Uhr bis 20.00/21.00 Uhr.

Dazwischen würden Kinder versorgt und die Hausarbeit verrichtet. Außerdem fielen dadurch jeden Tag doppelt so hohe Fahrzeiten zur und von der Arbeit an. „Dass sich die Damen fühlen, als wenn sie mehr als Vollzeit beschäftigt wären, ist auch klar“, so Woditschka.

„Gesunde Arbeitszeit“ und transparentes Lohnschema

Die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer fordern daher „vor allem mehr Erholungsmöglichkeiten, das heißt Tagesarbeitszeiten“, damit die Reinigungskräfte zu normalen Ruhezeiten über Nacht kommen können. Weiters sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, die sechste Urlaubswoche pro Jahr früher zu erreichen. Die Arbeitnehmervertreterinnen wollen „eine gesunde Arbeitszeit beziehungsweise eine Verkürzung“ der Normalarbeitszeit von 40 auf 30 bis 35 Wochenstunden.

Weiters wird ein transparentes Lohnschema gewünscht, aus dem klar ersichtlich ist, was einem zusteht. Derzeit werde je nach Objektart gezahlt – in Büros anders als in Spitälern. Gefordert sind weiters „mindestens 2.000 Euro brutto“ pro Monat, statt der derzeit rund 1.830 Euro für eine 40-Stunden-Woche.

Problem von Kündigung im Krankenstand

Ein weiterer Punkt: „Das Thema Kündigung im Krankenstand ist noch immer ein Problem – es braucht auf jeden Fall mehr Schutz“, betonte Schrittwieser und forderte, „Kündigungen aus verpöntem Grund“ vor Gericht anfechtbar zu machen. Weiters solle der Mehrarbeitszuschlag von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent verdoppelt werden und ab der ersten Stunde gezahlt werden müssen.

Es sollte auch besser durchsetzbar sein, dass den Putzkräften ein „Dienstzettel“, also der vertragliche Rahmen für ihr Arbeitsverhältnis – Arbeitszeiten, Lohn, Kündigungsbedingungen –, ausgehändigt wird. Derzeit sei dieser theoretisch einklagbar. Das trauen sich naturgemäß die wenigsten. „Notwendig wären wirksame Sanktionen, damit dieser ausgestellt wird“, so Schrittwieser. Eine entsprechende EU-Vorgabe dazu gebe es bereits. „Da ist die Regierung seit über einem Jahr säumig.“

Zwei Drittel der 54.000 Beschäftigten sind Frauen

In der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung sind den Angaben zufolge österreichweit über 54.000 Beschäftigte tätig. Zwei Drittel davon seien Frauen, die meisten mit Migrationshintergrund. Das Durchschnittsalter bei den Frauen liege bei 47 Jahren, bei den Männern bei 39 Jahren.