Geschichtsvermittlung

Breite Unterstützung für MUSMIG-Initiative

MUSMIG ist die Abkürzung der Initiative für ein „Museum der Migration“, die bereits seit Jahren auf eine umfassende Vermittlung der Geschichte Österreichs in Museen pocht. MUSMIG ist nicht nur eine politische Forderung von Communitys nach einem eigenen Museum der Migration, sondern versteht sich als Statement, das auf blinde Flecken in der Museumsvermittlung verweisen will.

Im Rahmen des Kunstfestivals „Wienwoche“ wurde das Projekt MUSMIG erneut aufgegriffen und mit einer Performance-Veranstaltung und Diskussion einen Schritt in der Konkretisierung weitergeführt. So wurde etwa auch ein Direktionsteam gewählt, dem u. a. die Wissenschafterin Araba Evelyn Johnston-Arthur angehört, die vor Kurzem nach langjährigem USA-Aufenthalt nach Wien zurückgekehrt ist.

Im ORF-Magazin „Heimat Fremde Heimat“ hält Johnston-Arthur die Notwendigkeit von MUSMIG fest: „Dieses Museum ist deswegen wichtig, weil das Geschichten sind, die in den nationalen Museen so wie sie jetzt strukturiert sind, keinen Platz finden, vielleicht als Sonderausstellungen, aber nicht als Bestandteil der Gesellschaft.“ Elena Messner, eine der Initiatorinnen des Projekts, sieht dabei auch die bestehenden Museen in der Pflicht: „Die Museen könnten ja wirklich auch lernen, über sich selbst neu nachzudenken, indem sie ihre eigene Geschichte als hegemoniale Geschichte verstehen und sich fragen, wen sie warum ausgeschlossen haben“.

Präsentation des Projekts „Museum der Migration“ im Rahmen des Kunstfestivals „Wienwoche“
ORF
MUSMIG-Performance in der Aula der Akademie der bildenden Künste Wien

Museumverantwortliche bekunden Zusammenarbeit

Im Wiener Depot trafen sich Donnerstag Abend schließlich sieben Museumsdirektorinnen und -direktoren, um in der von Messner geleiteten Diskussion mit der Frage „Wer hat Angst vor dem Museum der Migration“ Antworten zu finden. Von Ängsten war in der Diskussion keine Spur, die Museumsverantwortlichen bekundeten durchweg eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem MUSMIG, dessen Finanzierung und Raumfrage nach wie vor offen ist.

Selbstreflexiv betonten die Museumsleiterinnen und -leiter auch, dass das Thema der Migration samt Antirassismus-Fragen und Diversität auch für die eigenen Häuser wesentliche Herausforderungen bedeuten und einer stärkeren Berücksichtigung bedürfen. Und manche der Museen seien selbst in einer großen Phase des Umbruchs bzw. der Erneuerung.

Für Wien Museum „oberste Priorität“

So wird etwa Anfang Dezember das Wien Museum am Karlsplatz nach zweieinhalbjähriger Um- und Ausbauphase wieder seine Pforten öffnen und mit einer Dauerausstellung die Stadthistorie erzählen. Für Direktor Matti Bunzl spielt dabei die Migrationsgeschichte eine wesentliche Rolle – ist gar „oberste Priorität“: „Das Thema Migration taucht praktisch in jedem Kapitel, in jedem Subkapitel in der ein oder anderen Art auf.“ Er stehe offen für jedwede Akquisition von Objekten, um die Geschichte des migrantischen Wiens und damit eine Geschichte der Stadt in all seiner Komplexität darzustellen, so Bunzl.

Auch die anderen Museumsverantwortlichen – vom Heeresgeschichtlichen Museum und dem Technischen Museum über das Haus der Geschichte Österreichs und dem Volkskundemuseum bis hin zum Jüdischen Museum und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands – beurteilten die MUSMIG-Initiative positiv.

„Brückenschlag“ zwischen Museen und Initiativen

Auch die politisch Verantwortlichen der Stadt Wien stehen dem Projekt positiv gegenüber. „Die Geschichte der Migration, dieser bisher nicht so sichtbare Teil der Geschichte Wiens, war und ist für die Entwicklung dieser Stadt von besonderer Bedeutung und muss in Zukunft stärker beleuchtet werden“, betont Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler in einer schriftliche Stellungnahme gegenüber der ORF-Minderheitenredaktion. Die Migrationsgeschichte der Stadt Wien in ein einzelnes Museum zu bringen sei laut Kaup-Hasler einer von vielen Ansätzen und es bedürfe „eines Brückenschlags zwischen den musealen Institutionen, aber auch einzelnen Initiativen aus der Zivilgesellschaft.“

Der Wiener Integrations- und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) begrüßt die „Idee, sich prinzipiell mit der Migrationsgeschichte auseinanderzusetzen“. Für Anfang Oktober sei laut Wiederkehr ein Treffen mit den MUSMIG-Initiatorinnen und -Initiatoren geplant.