Eine Luftaufnahme zeigt ein Boot auf dem ausgetrockneten Grund eines Teils der zurückweichenden südlichen Sumpfgebiete von Chibayish in der Provinz Dhi Qar im Irak. (24.7. 2022)
ASAAD NIAZI / AFP / picturedesk.com
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Gründungskonferenz

Netzwerk zu Migrationen in Zeiten von Klima-Stress

Mit dem Netzwerk „Environmental & Climate Mobilities Network“ sollen aktuelle Forschungen zu Migrationen aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen breit diskutiert und beleuchtet werden. Mit einer Gründungskonferenz fällt heute in Wien der Startschuss für diese Plattform.

„Uns geht es in dem Netzwerk einerseits um eine solide Zusammenarbeit zwischen Forscher*innen – es gilt aber auch, die wissenschaftlichen Ergebnisse dann an Entscheidungsträger*innen und Praktiker*innen zu kommunizieren“, betont Patrick Sakdapolrak, Professor am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, heute in einer Aussendung. Das neue internationale Netzwerk für Umwelt- und Klima-Migration wurde von einer Forschungsgruppe um den Bevölkerungsgeographen Sakdapolrak mitinitiiert.

Environmental & Climate Mobilities Network ECMN23 Conference

10.-12. Juli 2023, Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, 1010 Wien & online

Inter- und transdisziplinärer Austausch

Bis zum Jahr 2050 könnten in etlichen Regionen der Welt umwelt- und klimawandelbedingte Migrationsbewegungen stark zunehmen. „Wir beobachten daher generell – in der Öffentlichkeit ebenso wie in der Wissenschaft – ein zunehmendes Interesse an dem Thema“, so Sakdapolrak. Bisher habe jedoch eine internationale Plattform des Austausches unter den verschiedenen Forschungsrichtungen gefehlt. Mit dem „Environmental & Climate Mobilities Network“ (ECMN), das in Kooperation mit der niederländischen Universität Wageningen, der Liège Université in Belgien sowie der United Nations University mit Hauptsitz in Tokio initiiert wurde, sei nun eine Plattform des inter- und transdiziplinären Austausches zu Klima- und Umweltmigration geschaffen worden.

Überblick der Forschungslandschaft

Von außen sei die sehr vielfältige Forschungslandschaft oft schwer zu durchblicken. „Dass Klima- und Umweltwandel zu Vertreibung führen, muss eben nicht immer und überall gelten“, erklärt Sakdapolrak. Es gebe eine große Bandbreite: „Migration kann auch als eine Anpassungsleistung gesehen werden; manche Ansätze untersuchen gerade solche Probleme, die sich daraus ergeben, dass die Möglichkeiten zur Migration versperrt sind.“ Auch die Auswirkungen von Umwelt- oder Klimastress auf bestehende Migrationsmuster sei ein wichtiges Forschungsfeld, beispielsweise bei Weidewirtschaft oder (halb-)nomadischer Lebensweise.

Vielfältige Forschungs-Community

Die Forschungs-Community und das Forschungsfeld zur Umwelt- und Klimamigration habe sich in den letzten 20 Jahren stark erweitert, und auch methodisch gebe es eine große Vielfalt: „Das reicht von der quantitativen Modellierung, den Politikwissenschaften, den kritischen Sozialwissenschaften bis hin zur Entwicklungsforschung“, sagt Harald Sterly, Senior Scientist in der Forschungsgruppe von Sakdapolrak.

Neue Impulse und transformative Lösungen

Eine jährliche Konferenz des neuen Netzwerks soll vor diesem Hintergrund Diskussionen, Vernetzung und kooperative transdisziplinäre Forschung anregen und den Austausch mit Medien, Politik und Gesellschaft stärken. „Auf diese Weise wollen wir den laufenden Debatten neue Impulse verleihen und transformative Lösungen vorantreiben“, sagt Sakdapolrak. Zur Gründungsveranstaltung werden rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort in Wien und 180 online erwartet.