Tunesische Sicherheitskräfte hätten seit Sonntag mehrere hundert Menschen, darunter auch Kinder und schwangere Frauen, in eine abgelegene und militarisierte Pufferzone an der tunesisch-libyschen Grenze abgeschoben. Viele Betroffene berichteten von Gewalt seitens der Behörden während ihrer Abschiebung.
„Humanitären Zugang“ zu Betroffene ermöglichen
Die HRW-Expertin für Flüchtlings- und Migrantenrechte, Lauren Seibert, forderte die tunesische Regierung daher auf, die Massenabschiebungen zu beenden und „dringend humanitären Zugang“ zu den Betroffenen zu ermöglichen, die „wenig Nahrung und keine medizinische Hilfe“ hätten.
„Wir haben nichts zu essen oder trinken“
Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnerinnen und Bewohnern der tunesischen Hafenstadt Sfax waren in den vergangenen Tagen hunderte Menschen aus afrikanischen Ländern in die Wüste geflohen oder gewaltsam dorthin vertrieben worden. Wie Augenzeugen berichteten, harren die Menschen nun unter katastrophalen Bedingungen in einer Wüstenregion an der libyschen und auch an der algerischen Grenze im Süden Tunesiens aus. "Wir haben nichts zu essen oder trinken. Wir sind in der Wüste“, sagte der 27-jährige Issa Kone, der nach eigenen Angaben mit Dutzenden anderen Menschen aus Sfax in einem Bus an die algerische Grenze gebracht worden war.
Stadt Sfax als Starthafen für Flüchtlinge
Sfax gilt als einer der Starthäfen für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die von dort in Booten nach Europa aufbrechen. Die zweitgrößte Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel Lampedusa entfernt. In Tunesien war es zuletzt zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe gegen Menschen aus Subsahara-Staaten gekommen, nachdem Präsident Kais Saied im Februar „Horden“ illegaler Migranten einer „kriminellen Verschwörung“ beschuldigt hatte.