Werner Berg vor dem Rutarhof, 1964
Werner Berg Museum
Werner Berg Museum
Werner Berg Museum

Chronist einer untergegangenen Welt

Dem Künstler Werner Berg ist es wie keinem Zweiten, gelungene Motive der Südkärntner Bauernschaft auf die Leinwand zu bannen: Bäuerinnen und Bauern bei der Arbeit am Feld, Kirchgänger, Frauen mit Kopftüchern und Menschen auf dem Jahrmarkt.

Seine Motive erhalten in Öl und als Grafiken die Erinnerung an eine Zeit, in der das Leben im Kärntner Jauntal/Podjuna hart, karg, von der katholischen Kirche bestimmt und durchgehend zweisprachig war.

Der Rutarhof im März 1970
Werner Berg Museum

Werner Berg, der Maler aus dem deutschen Wuppertal, zog nach Studien in Wien und München 1931 mit Frau und Kind auf einen Bergbauernhof – den Rutarhof. Dort arbeitete der Künstler bis zu seinem Tod als Maler und Bauer. Immer wieder machte Berg Haus, Hof und Natur zum Motiv seiner Kunst. Das Werner Berg Museum in Bleiburg/Pliberk hat nun eben diesen Rutarhof ins Zentrum der diesjährigen Ausstellung gerückt. Die Fassaden der Stadthäuser schmücken riesige Fotografien und Berg-Malereien, die Lust auf die Ausstellung machen.

Aufruf von Künstler Werner Berg, die slowenische politische Bewegung „Kärntner Einheitsliste“ zu wählen, im der Wochenzeitung Naš tednik im Februar 1975
Sabina Zwitter

Auf der Seite der slowenischen Minderheit

Dass Werner Berg sich auch in Zeiten von ethnischen Konflikten immer auf die Seite der slowenischen Minderheit in Kärnten gestellt hat, wird aus den im Museum aufliegenden Publikationen zu Berg klar. Als der Maler 1973 bei Demonstrationen der Volksgruppe teilnahm und 1975 deutschsprachige Kärntner aufforderte, die slowenische politische Bewegung „Kärntner Einheitsliste“ zu wählen, brach ein Sturm der Entrüstung los. Freundschaften zerbrachen, Werner Berg wurde beschimpft und geschmäht und Menschen brachten ihm Bilder zurück, die sie zuvor vom Künstler erworben hatten.

Liebesgedichte von Christine Lavant

Im Rahmen der Ausstellung zum Rutarhof veranstaltete das Werner Berg Museum am vergangenen Samstag einen Abend mit Liebesgedichten, welche die Schriftstellerin Christine Lavant für Werner Berg geschrieben hatte. Museumsleiter Arthur Ottowitz sorgte mit seinem Hinweis auf die inmitten des Publikum stehende Lavant-Bronze der Grazer Bildhauerin Hortensia für einen Moment der allgemeinen Rührung – „als wäre uns die Künstlerin gerade heute Abend ganz nah“.

Christine Lavant – Bildnis der Schriftstellerin von Werner Berg, 1951
Werner Berg Museum

„Selbstschutz und soziale Intelligenz“

Der Literaturwissenschafter Klaus Amann sprach im Anschluss über die Schriftstellerin: „Christine Lavant war eine, nach dem Zeugnis derer, die sie kannten, eine äußerst belesene, kluge und schlagfertige, in Gesellschaft je nach Situation und Laune, auch freche und vorwitzige Frau. Zuweilen wohl auch ein bisschen berechnend und ‚durchtrieben‘, wie Thomas Bernhard, der mit ihr befreundet war, sie nennt.“ Nachdem hier das Bild der „durchtriebenen Frau und Künstlerin“ bedient wird, schlägt Amann die Auslegung vor, dass es sich dabei um „Selbstschutz und soziale Intelligenz“ der Lavant gehandelt haben könnte. Beschreibungen eines Künstlerinnencharakters, die in jedem Fall mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten.

Veranstaltung des Werner Berg Museum in Bleiburg/Pliberk – Christine Lavant für Werner Berg – Liebesgedichte
Arthur Ottowitz

Julia Mikusch im Dialog mit dem Duo Paier-Valčić

Vorgetragen wurden die Lavant-Gedichte von der Schauspielerin Julia Mikusch, die mit den Musiker Klaus Paier am Akkordeon und Bandoneon und der Cellistin Asja Valčić in einen atemberaubenden musikalischen Dialog trat. Gelesen wurden Liebesgedichte, die die Schriftstellerin ausschließlich für Werner Berg geschrieben hatte.

Ausstellung: Werner Berg – Rutarhof, im Werner Berg Museum, 10. Oktober Platz 4, 9150 Bleiburg/Pliberk; Ausstellungsdauer: bis 31. Oktober 2023, von Di-So 10.00-18.00 Uhr

Neben Audioguide-Informationen über QR-Code werden auch Führungen auf deutsch, slowenisch und italienisch für Gruppen angeboten.

Die nächste Ausstellung des Werner Berg Museums im Jahr 2024 wird die Liebesbeziehung von Christine Lavant und Werner Berg aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.