Illustration zu: Asyl, Asylpolitik, Asylantrag
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Innenministerium

Knapp 109.000 Asylanträge im Jahr 2022

Im Vorjahr wurden in Österreich mehr Asylanträge gestellt als während der großen Fluchtbewegung im Jahr 2015. Das geht aus der heute veröffentlichten Bilanz für 2002 hervor.

Exakt 108.781 Anträge wurden abgegeben. Allerdings haben sich nicht weniger als 41.000 Personen dem Verfahren entzogen. Das heißt, dass die allermeisten von ihnen in ihre eigentlichen Zielstaaten weitergereist sind. Dies erklärt auch, warum die Zahlen in der Grundversorgung nicht so stark gestiegen sind, wie man es angesichts der Menge an Asylanträgen vermuten hätte können. Nur wegen der fast 56.000 Vertriebenen aus der Ukraine, die ohne Asylansuchen in der Grundversorgung betreut werden, hat man auch dort mit fast 93.000 Personen einen hohen Wert. Vergleicht man die Zahlen mit 2017, war man damals bei fast 79.000 Personen in der Grundversorgung und das ohne Kriegsvertriebene aus Europa.

Anträge pro Jahr 2010-2022, wichtigste Herkunftsländer, Quelle: BMI
APA

AntragstellerInnen aus Indien und Tunesien

Die Antragszahlen sind dennoch ungewöhnlich hoch. Zum Vergleich: 2021 gab es 39.930 Asylanträge, 2020 nur 14.775. Selbst im Jahr der großen Fluchtbewegung im Jahr 2015 waren es mit 88.340 deutlich weniger. Ungewöhnlich war im Vorjahr die Herkunft der Asylwerberinnen und Asylwerber. Zwar stehen Personen aus Afghanistan mit 24.241 Antragsstellerinnen und -stellern nicht unüblich an der Spitze. Dahinter folgen aber schon Personen aus Indien mit 19.505 Anträgen, hinter Syrien (19.150) und dann Tunesien auf Platz vier mit auch immerhin 12.667 Anträgen.

Kaum Chancen auf Anerkennung

Dies ist insofern bemerkenswert, als sowohl Indien als auch Tunesien 2021 noch kein relevanter Faktor waren und sich in diesen Staaten die politische Situation seither auch nicht wesentlich geändert hat. So beantragten 2021 gerade einmal 949 Personen aus Indien Asyl in Österreich und bloß 527 aus Tunesien. Beide Gruppen haben auch kaum Chancen auf Anerkennung. Im Vorjahr erhielten zwei Personen aus Tunesien und eine aus Indien Asyl in Österreich. Dass so viele Antragsstellerinnen und -steller aus den beiden Ländern im Vorjahr in die EU kamen, hat mit der mittlerweile wieder aufgehobenen Visa-Freiheit für Serbien zu tun, über das es deutlich leichter wurde, in die Union zu gelangen. Laut Innenministerium sind mittlerweile die Anträge aus diesen Ländern wieder am Weg Richtung null.

Differenz zwischen den Geschlechtern

Auffällig war im Vorjahr die Differenz zwischen den Geschlechtern. Mehr als 91 Prozent der Antragssteller waren männlich. Was das Alter der Asylwerberinnen und Asylwerber angeht, waren 68 Prozent aus der Gruppe der 18- bis 35-Jährigen. Gut 22.500 der Antragssteller waren minderjährig, gut 13.100 davon unbegleitet.

13.371 mal wurde Asyl gewährt

Sehr gute Chancen auf Anerkennung haben weiterhin Personen aus Syrien mit 68 Prozent und Somalia sowie aus dem Iran mit 60 Prozent. Entschieden wurden im Vorjahr gesamt in mehr als 142.000 Fällen. Asyl gewährt wurden 13.371 mal. Knapp 5.500 Verfahren endeten mit subsidiärem Schutz, gut 2.400 mal wurde ein humanitärer Aufenthaltstitel verliehen. 30.040 Asylanträge wurden abgelehnt, wobei in diese Zahl aber z.B. auch all jene Flüchtlinge integriert sind, die stattdessen subsidiären Schutz erhielten. Hoch ist die Zahl der offenen Verfahren mit 54.200. Ende 2021 waren es in etwa halb so viele.