Frau mit einer Roma-Flagge über dem Schirm bei einem Besuch im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau. (2.8.2019)
ALIK KEPLICZ / AFP / picturedesk.com
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Nationalrat

Nationaler Gedenktag für Roma und Sinti

Der Verfassungsausschuss des Nationalrats hat sich gestern einstimmig für einen Entschließungsantrag der Koalitionsparteien zur Einführung eines nationalen Gedenktags für Roma und Sinti ausgesprochen.

Vorgeschlagen wird, jeweils am 2. August der unter dem NS-Regime verfolgten und ermordeten Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze zu gedenken. An diesem Tag werde bereits auf europäischer Ebene an die Holocaust-Opfer dieser ethnischen Minderheit gedacht. Das Europäische Parlament hat im Jahr 2015 den 2. August zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze erklärt. In der Begründung des Entschließungsantrags, der von den Abgeordneten Olga Voglauer (Grüne) und Nikolaus Berlakovich (ÖVP) eingebracht wurde, wurde darauf hingewiesen, dass die Anerkennung und Verurteilung des Genozids für die Roma von großer symbolischer Bedeutung sei. Zudem sehen sie einen solchen Schritt als wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und zur Bekämpfung aller Formen von Diskriminierung, Roma-Feindlichkeit und Antiziganismus.

Völkermord an Roma und Sinti anerkennen

In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 waren mindestens 3.000 Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet worden, wie etwa Eva Blimlinger (Grüne) beleuchtete. Mit dem Antrag wird die Bundesregierung zudem aufgefordert, den Völkermord an den Roma und Sinti während des Nationalsozialismus als historische Tatsache anzuerkennen. Es sei jedenfalls dringend geboten, den 2. August national als Gedenktag einzuführen, so Blimlinger. Es brauche ein würdiges und inklusives Gedenken und der Gedenktag stelle einen wichtigen Schritt dazu dar. Darüber hinaus sollte ein zentraler Ort des Erinnerns gefunden werden.

Neben Gedenktag auch Gedenkort notwendig

Nikolaus Berlakovich (ÖVP) betonte, es sei hoch an der Zeit, diesen schicksalhaften 2. August als Gedenktag anzuerkennen. Ebenso wie Ausschussvorsitzender Wolfgang Gerstl (ÖVP) sprachen sich Blimlinger und Berlakovich auf Anregungen etwa von Sabine Schatz (SPÖ) und Michael Bernhard (NEOS) dafür aus, bis zum Plenum den Antrag als gemeinsame Initiative fraktionsübergreifend vorzulegen. Gerade Roma und Sinti seien lange Zeit in der öffentlichen Erinnerungskultur nicht berücksichtigt worden. Umso wichtiger sei es, mit dem Gedenktag Aufmerksamkeit auf diese Opfergruppe zu legen. Ähnlich wie Blimlinger sprach sich auch Bernhard dafür aus, dass es über den Gedenktag hinaus auch einen Gedenkort brauche.

Österreich müsse sich Verantwortung stellen

Zufrieden zeigt sich der Jugendverein „HÖR Österreich“, die Hochschüler*innenschaft Österreichischer Roma und Romnja: „Die Anerkennung dieses Gedenktages ist ein maßgeblicher Erfolg für die HÖR, und alljene Aktivist*innen, die ein knappes Jahrzehnt dafür gekämpft haben“, wird in einem Facebook-Post festgehalten. Seit 2015 veranstalten junge Volksgruppenangehörige jährlich am 2. August eine Gedenkveranstaltung auf dem Ceija-Stojka-Platz im 7. Bezirk in Wien, bei der jeweils auch die Anerkennung dieses Gedenktages durch das Österreichische Parlament gefordert wurde. „Ich bin stolz, dass wir die Erinnerung an unsere Vorfahr*innen durch die Republik erkämpft haben. Es ist wichtig, dass sich Österreich seiner Verantwortung stellt“, so HÖR-Präsident Samuel Mago.