Mexikanischer Priester und Menschenrechtler Alejandro Solalinde während eines Protest gegen Femizide in Mexico City (3.11.2019)
PEDRO PARDO / AFP / picturedesk.com
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Mexiko

Migrantenpfarrer kritisiert „willkürliche“ US-Politik

Die US-amerikanische Einwanderungspolitik ist nach Worten des mexikanischen Priesters Alejandro Solalinde „geradezu willkürlich“. Die Botschaft, dass sich unter dem neuen Präsidenten Joe Biden grundsätzlich etwas ändern werde, sei „falsch und gefährlich“ gewesen.

Dies sagte Solalinde laut Kathpress heute im Interview der Zeitung „Die Welt“. Schon vorher habe es „einen großen Sog-Effekt in Richtung USA“ gegeben, der sich nun verstärkt habe. Ungefähr 80 Prozent der Durchreisenden hätten in Mexiko bereits Arbeit gehabt und sich dennoch erneut auf den Weg gemacht, berichtete der Geistliche. „Deshalb sind solche Signale aus den USA ein Dilemma“, kritisierte er. „Mal dürfen Kubaner einreisen, dann wieder nicht, das Gleiche galt für einige Haitianer. Es gibt Sonderregelungen für unbegleitete Minderjährige, die zwischenzeitlich ausgesetzt und verändern wieder in Kraft traten.“

Weg nach Norden endet in Mexiko

Der Weg nach Norden ende für Migrantinnen und Migranten derzeit in Mexiko, betonte Solalinde. Besonders schlimm sei die Situation für Haitianer, „deren Land sich in eine Hölle verwandelt hat“. Auch Menschen aus Nicaragua, „deren Land sich unter Daniel Ortega in eine Diktatur verwandelt hat“, seien besonders gefährdet: Wenn sie nach Nicaragua zurückgebracht würden, schwebten sie dort in Lebensgefahr. „Denn sie gelten als Verräter.“

In Europa Migranten nicht „zum Spielball ihrer Machtpolitik“ machen

Die europäischen Staaten forderte Solalinde auf, Migranten stärker als „Ressource für die Zukunft Europas“ zu betrachten. Manche europäischen Regierungen und Staatenführer machten sie „zum Spielball ihrer Machtpolitik“. Dabei könne Europa sich diesen „Luxus“ nicht leisten: „Wer sich die Demografie der Industrieländer Europas anschaut, weiß, dass Migranten in Zukunft mehr gebraucht werden denn je.“

Menschrechtler Alejandro Solalinde

Der 76-jährige Priester gilt als Unterstützer des linksgerichteten mexikanischen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador und war zu Beginn von dessen Amtszeit auch als dessen Beauftragter für die Migrationspolitik im Gespräch. Solalinde hat zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte gegründet und erhielt unter anderem den Nationalen Menschenrechtspreis der Katholischen Kirche.