Menschen warten auf einem Boot im Mittelmeer darauf, von der spanischen NGO Maydayterraneo gerettet zu werden.
PABLO GARCIA / AFP / picturedesk.com
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Mittelmeer

Seenotrettung von Ärzte ohne Grenzen mit eigenem Schiff

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nimmt ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer wieder auf. Die Organisation will mit einem eigenen Schiff, der „Geo Barents“, Menschen in Not retten und ihnen medizinische Betreuung sichern.

Dies kündigte die Hilfsorganisation gestern an. Das Schiff werde unter norwegischer Flagge unterwegs sein. „Im zentralen Mittelmeer stirbt man weiter. Da die europäischen Staaten die Seenotrettung weitgehend eingestellt haben, sind wir verpflichtet, auf See zurückzukehren“, so die Präsidentin von MSF Italia, Claudia Lodesani, in einer Presseaussendung.

Resultat der europäischen Politik, die wegschaut

Seit Anfang 2021 seien mehr als 550 Menschen bei dem Versuch gestorben, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. „Unsere Rückkehr ins Mittelmeer im siebenten Jahr in Folge ist das direkte Resultat der europäischen Politik, die wegschaut und weiterhin Personen zum Tod im Meer verurteilt. In den vergangenen Jahren haben Länder wie Italien und Malta schrittweise die Such- und Rettungsaktion aufgegeben. Sie haben die Rettungsaktion verhindert, wenn nicht kriminalisiert“, sagte Lodesani.

Gegen Unterstützung der libyschen Küstenwache

In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 seien mehr als 13.000 Menschen über das Mittelmeer in Italien angekommen, so die Organisation. „In der gleichen Zeit wurden mehr als 7.000 Geflüchtete und Migranten von der durch die EU unterstützten libyschen Küstenwache abgefangen und gewaltsam in das Bürgerkriegsland Libyen zurückgebracht.“ Ärzte ohne Grenzen fordert ein Ende der Unterstützung der libyschen Küstenwache durch die EU sowie von der zwangsweisen Rückführung von Menschen nach Libyen. „Wir werden angesichts dieser menschengemachten Katastrophe nicht schweigen“, sagte Ellen van der Velden, Leiterin der Seenotrettung von Ärzte ohne Grenzen, laut einer Aussendung.

Für proaktiven staatlich geführten Such- und Rettungseinsatz

„Die EU darf diesem Leid nicht länger zusehen. Die europäischen Mitgliedsstaaten müssen sicherstellen, dass ein proaktiver staatlich geführter Such- und Rettungseinsatz im zentralen Mittelmeer umgehend wieder etabliert wird.“ Ärzte ohne Grenzen leistet seit 50 Jahren weltweit humanitäre und medizinische Nothilfe für Menschen in Krisenregionen.