Quarantäneschiff gesehen durch die ‚Porta d’Europa‘ von der Küste der italienischen Insel Lampedusa aus. (4.8.2020)
DARIO PIGNATELLI / AFP / picturedesk.com
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Mittelmeer

Über 2.000 Geflüchtete auf Lampedusa eingetroffen

Die Mittelmeerinsel Lampedusa ist weiterhin mit einer starken Migrationsbewegung konfrontiert. 635 Menschen landeten in der Nacht auf heute an Bord von vier Booten auf der Insel.

Damit stieg die Zahl der Menschen, die in 24 Stunden auf 20 Booten Lampedusa erreichten, auf 2.128, berichteten italienische Medien. Die Geflüchteten und Migranten, darunter mehrere Tunesier, wurden im komplett überfüllten Flüchtlingslager der Insel untergebracht. 312 Personen gingen heute an Bord eines Quarantäneschiffes. Weitere 200 Menschen sollen mit einer Fähre die Insel in Richtung Sizilien verlassen.

Ankunft von 12.000 Menschen seit Jahresbeginn

Lampedusa liegt zwischen Nordafrika und Sizilien. Seit Beginn des Jahres kamen nach einer Zählung des italienischen Innenministeriums über 12.000 Menschen nach Italien. Vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt gut 4.100. In den vergangenen Wochen hatten auch private Seenotretter beobachtet, dass sich wieder sehr viele Menschen in Schlauchbooten und kleinen Holzschiffen auf die gefährliche Fahrt Richtung Europa machen, oft von Libyen aus.

Rechtsparteien wollen Treffen mit Premier

Rechtsparteien forderten ein Treffen mit Italiens Premier Mario Draghi, um die Migrationsproblematik zu besprechen. „Während Millionen von Italienern wegen der Pandemie in Schwierigkeiten sind, können wir nicht an Tausende illegale Migranten denken“, forderte der Chef der rechten Regierungspartei Lega, Matteo Salvini. Die Oppositionspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) forderte eine Schiffsblockade, um die Migrationsbewegungen zu stoppen.

Rettungsschiff Sea-Watch 4 festgesetzt

Unterdessen setzten die sizilianischen Justizbehörden Medienberichten zufolge erneut ein deutsches Rettungsschiff der Hilfsorganisation Sea-Watch fest. Bei einer Kontrolle der „Sea-Watch 4“ seien zu viele Rettungswesten an Bord gefunden worden. Das Abwassersystem des Schiffes sei nicht für eine so hohe Anzahl von Geretteten ausgelegt, teilte die Behörde mit. Aktivisten bezeichneten die Inspektion als Vorwand, um das Schiff festzusetzen. „Wir hoffen, dass die Behörden uns nicht an der Ausfahrt ins zentrale Mittelmeer hindern werden, mit absurden Anschuldigungen, an die wir uns bereits gewöhnen mussten“, erklärte Sea-Watch Italien.

Eine der gefährlichsten Fluchtrouten

Der Seeweg über das Mittelmeer gilt als eine der wichtigsten Routen für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Nach einer Zählung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind fast 530.000 Menschen seit Anfang 2015 auf diesem Weg nach Italien gelangt. Die Route zwischen Nordafrika und Sizilien ist jedoch zugleich eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten. Laut IOM sind seit Jänner mehr als 8.600 Menschen in Italien angekommen, 65 weitere in Malta. 359 Menschen starben nach Angaben der IOM.