Illustration zu Schule, Unterricht, Bildung (21.5.2019)
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com
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PISA-Auswertung

Schüler mit Migrationsbiografien sind flexibler

In Österreich sind 15-Jährige mit Migrationsbiografien kognitiv anpassungsfähiger, offener gegenüber anderen Kulturen und besser in der Lage, sich in die Perspektiven anderer hineinzuversetzen als ihre Alterskollegen ohne Wurzeln im Ausland.

Das zeigt eine heute veröffentlichte Sonderauswertung der OECD-Bildungsvergleichsstudie PISA 2018, bei der die „globale Kompetenz“ von Schülerinnen und Schülern aus 65 Ländern verglichen wurde. Die OECD versteht darunter die Fähigkeit, in einer stark vernetzen und globalisierten Welt Informationen aus anderen Teilen der Welt einzuordnen, kritisch mit ihnen umzugehen und die Perspektive anderer einzunehmen sowie Menschen mit anderem ethnischen, religiösen, sozialen oder kulturellen Hintergrund Respekt und Verständnis entgegenzubringen. Zur Einordnung der Kompetenzen wurde ein Fragebogen eingesetzt. Schüler aus 27 Ländern haben zusätzlich auch einen Test zu globalen Kompetenzen absolviert, Österreich hat daran allerdings nicht teilgenommen.

„Hybride Kultur“ und „kognitive Anpassungsfähigkeit“

Bei der Sonderauswertung zeigen in 20 Ländern Schüler mit Wurzeln in einem anderen Land mehr Respekt gegenüber Zuwanderern, in Österreich ist der Unterschied zu ihren Mitschülern ohne Migrationsbiografien allerdings besonders ausgeprägt. Als Grund für diese Differenz vermutet die OECD, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationsbiografien selbst eine „hybride Kultur“ hätten. Dazu passt auch, dass Schüler, die zwei oder mehr Sprachen sprechen, in Österreich deutlich öfter Interesse an anderen Kulturen zeigen. Österreich gehört außerdem zu jenen 13 Ländern, in denen sich Schüler mit Migrationsbiografien im Fragebogen ein höheres Niveau an „kognitiver Anpassungsfähigkeit“ attestieren, also der Fähigkeit, mit widrigen Umständen zurecht zu kommen.

Mehr Bewusstsein bei Schülern aus bildungsaffinen Familien

Über alle Länder hinweg zeigen Schülerinnen und Schüler aus bildungsaffinen Familien mehr Bewusstsein für globale Herausforderungen wie Klimawandel, internationale Konflikte, Migration, Gründe für Armut oder Geschlechtergerechtigkeit. In Österreich ist der Vorsprung beim Wissenstand im Vergleich zu Schülern aus benachteiligten Familien allerdings im internationalen Vergleich besonders groß. Dasselbe gilt bei der Frage, ob Schüler glauben, durch ihr Handeln Veränderung bewirken zu können. Auch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen ist in Österreich stärker ausgeprägt als in anderen Ländern.

Geringstes Bewusstsein für globale Gesundheitsthemen

Auffällig und in Zusammenhang mit der aktuellen Coronapandemie nicht uninteressant: Österreichische Schüler gehören zu jenen mit dem geringsten Bewusstsein für globale Gesundheitsthemen wie Pandemien. Bei der Erhebung im Frühjahr 2018 gaben 43 Prozent der Befragten an, von diesem Thema noch nie gehört zu haben oder nicht viel darüber zu wissen.