Carola Rackete, die deutsche Kapitänin des Rettungsschiffes Sea-Watch 3, im Europaparlament in Brüssel. (3.10.2019)
ARIS OIKONOMOU / AFP / picturedesk.com
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Seenotrettung

"Rassistische Grenzpolitik“ Europas

„Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete hat Behörden der EU und in EU-Staaten in der Migrationspolitik Rassismus vorgeworfen. „Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht nur zum Retten auf See sein mussten, sondern auch als Zeichen des Widerstands gegen den strukturellen Rassismus der europäischen Behörden.“

Dies sagte Rackete zum Jahrestag ihrer unerlaubten Einfahrt mit Migranten in einen italienischen Hafen. Der strukturelle Rassismus sei in der EU ebenso ein Problem wie in den USA. Mit Blick auf die EU-Grenzschutzagentur Frontex sagte die Deutsche: „Das ganze Konzept dieser Agentur besteht darin, die rassistische Grenzpolitik der europäischen Staaten durchzusetzen.“

Einfahrt in Hafen von Lampedusa trotz Verbot

Rackete war am 29. Juni vorigen Jahres mit 40 Menschen an Bord in den Hafen von Lampedusa eingefahren, obwohl die damalige Regierung in Rom dies verboten hatte. Sie wurde vorübergehend festgenommen. Der Streit mit dem damaligen rechten Innenminister Matteo Salvini schlug international hohe Wellen. Rackete wurde bei vielen zum Sinnbild der Menschlichkeit.

Darstellung als Helden „zutiefst problematisch“

Dass sie und andere Retter als Helden dargestellt würden, sei „eine zutiefst problematische Erzählung“, sagte Rackete. Sie entziehe den Geretteten „das Rampenlicht und schafft fälschlicherweise die Illusion, dass manche Menschen einzigartig oder anders sind“. Sie wolle nicht im Mittelpunkt stehen. „Es ist nicht nötig, dass eine Weiße als vermeintliche ‚Stimme der Stimmlosen‘ die Bühne betritt.“

Frontex wehrt sich gegen Vorwürfe

Frontex wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Frontex hilft, die Grenzen für Hunderte von Millionen Menschen in ganz Europa zu sichern, und in den vergangenen Jahren haben wir dazu beigetragen, Hunderttausende von Menschenleben auf See zu retten“, sagte ein Sprecher. Eine Handvoll Seenotrettungs-Aktivisten würde sich nun der #BlackLivesMatter-Bewegung in den USA anschließen, um ihre eigene Agenda voranzutreiben, die auf „vorsätzlicher Unkenntnis der Fakten“ beruhe.