Eine Frau mit Regenschirm in der Herrengasse in Graz. (21.3.2020)
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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Coronavirus

Telefon-Kette gegen COVID-19 in Graz

Um weiteren Neuinfektionen vorzubeugen, hat der Grazer Stadtrat für Gesundheit und Pflege, Robert Krotzer (KPÖ), eine Telefon-Kette ins Leben gerufen.

Vereine, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen sind aufgerufen, ihre Mitglieder aus der Hochrisikogruppe anzurufen und über das Risiko, Schutzmaßnahmen und Hilfestellungen aufzuklären. Informationsmaterialien werden online zur Verfügung gestellt.

Menschen aus Risikogruppen werden angerufen

„Ziel ist es, möglichst viele Menschen aus der Hochrisikogruppe mit deutscher und nicht-deutscher Muttersprache zu erreichen und fundiert über Gefahren und Verhaltensregeln in der Corona-Krise aufzuklären“, schilderte Krotzer im Gespräch mit der APA. „Es ist ein Unterschied, ob man eine Hotline anrufen kann, oder ob man selbst angerufen wird“, betonte der Stadtrat.

Noch mehr Menschen erreichen

Am Telefon will man jetzt vor allem „Menschen mit niedrigem Sozialstatus oder Migrationshintergrund erreich, die älter als 65 Jahre sind oder an einer jener Erkrankungen leiden, die für einen schweren oder lebensbedrohlichen Verlauf von Covid-19 verantwortlich sind wie Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes“, wie Projekt-Initiator Christoph Pammer vom Grazer Gesundheitszentrum Medius schilderte. Pammer ist Public-Health-Experte und Sozialarbeiter und betreibt das Projektbüro „Grazer Telefon-Kette gegen Covid-19“ im Home-Office zusammen mit Alena Strauss von Jukus – einem Verein, der in Graz und in der Steiermark seit über 15 Jahren für Jugendliche im inter- und sozio­kulturellen Bereich tätig ist. Das Projekt wird vom Krisenstab der Stadt Graz unterstützt.

Online-Training und Informationsmaterialien für Vereine

Über die Projekt-Homepage wird den Vereinen, die mitmachen wollen, ein Online-Training und Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt, erklärte Pammer. Dabei handelt es sich um einen Gesprächsleitfaden in mehreren Sprachen, zwei Kurzfilme zu zehn und 20 Minuten und Adressen, die Beratung bei Corona-spezifischen Problemlagen anbieten. „Der Leitfaden ist öffentlich abgesegnet und wurde vom Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen für gut befunden“, hob Krotzer hervor. Der Zugriff auf die Unterlagen ist nur über die Registrierung auf der Seite möglich, wurde betont. An dem Projekt beteiligen sich bereits die Vereine Ikemba, Jukus, Omega und Zebra.

Seniorenverbände erreichen

„Wir hoffen, dass weitere Vereine rasch folgen. Vor allem hätten wir auch gerne die Seniorenverbände mit dabei“, appellierte Krotzer. Er selbst hat in den vergangenen Tagen schon unzählige Male zum Telefon gegriffen, um Menschen aus der Hochrisikogruppe zu informieren: „Meine Erfahrungen waren sehr positiv. Die Menschen freuen sich, dass sich wer meldet. Sie sind gut informiert, aber es tauchen spezifische Fragen auf, die von psychischer Belastung bis zu finanziellen Engpässen oder einfach nur der Lebensmittelversorgung reichen. Hier versuchen wir Hilfestellung zu vermitteln“, schilderte der Stadtrat.

Das Telefon von „Zusammenhalt Graz“ ist werktags im Zeitraum von 9.00 bis 13.00 Uhr unter der Nummer 0316/872-3333 erreichbar.

Hilfe mit „Zusammenhalt Graz“

Eine solche Hilfe sei etwa „Zusammenhalt Graz“: Personen über 65 Jahre, vor allem mit Vorerkrankungen, können dort anrufen, wenn sie Hilfe bei der Besorgung von Lebensmitteln oder Medikamenten brauchen. Die Einkäufe werden von ehrenamtlich tätigen Studierenden durchgeführt, wie es dazu aus dem Büro von Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) hieß. Die Versorgung findet ohne direkten Körperkontakt statt, das heißt, die ältere Person hängt ein Sackerl mit Liste und Geld vor die Türe. Der Studierende übernimmt, macht die Erledigung und hängt das Sackerl gefüllt wieder zurück. Für den Zustellservice werden auch fünf E-Bikes der Holding Graz zur Verfügung gestellt.

Studierende für Generationensolidarität

Rund 130 Personen haben in der ersten Woche angerufen, 28 benötigten Medikamente, rund zwei Drittel benötigten einen Einkauf, 22 Prozent einen Einkauf und Medikamente. Rund 500 Studierende haben sich für den Dienst gemeldet: „Wir als Studierende und als ÖH sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und möchten uns aktiv in Krisenzeiten für Generationensolidarität und jene, die unsere Unterstützung nun besonders brauchen, einsetzen“, kommentierte Armin Amiryousofi, Versitzender der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) der Uni Graz.