Migranten in der Pufferzone an der türkisch-griechischen Grenze bei Pazarkule bei Edirne.  (29.9.2020)
BULENT KILIC / AFP / picturedesk.com
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Flüchtlinge

UN-Menschenrechtsexperte kritisiert griechischen Grenzeinsatz

Nach neuen Zwischenfällen mit Migranten und Sicherheitskräften an der türkisch-griechischen Grenze hat der UN-Menschenrechtsexperte Felipe González Morales Griechenland kritisiert.

Asylsuchende und Migranten nicht durchzulassen verstoße gegen das Verbot kollektiver Zurückweisung, teilte heute der unabhängige UN-Berichterstatter für die Rechte von Migranten mit.

Erneuter Einsatz von Tränengas

Am Grenzübergang von Kastanies/Pazarkule hatten nach griechischen Angaben von gestern Abend etwa 200 Migranten einen Baum gefällt und damit den Grenzzaun auf griechischer Seite beschädigt. Die griechischen Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und sicherten die Stelle ab, berichtete das Staatsradio. González Morales bezog sich auf die Vorkommnisse der vergangenen Wochen.

Übermäßiger Gewaltanwendung gegenüber Flüchtlingen

Er erwähnte Berichte, dass Grenzwächter die Menschen, die es über die Grenze geschafft hatten, festgehalten und entkleidet hätten, ihnen ihre Habseligkeiten abgenommen und sie dann zurück auf die türkische Seite gedrängt hätten. Dabei sei es nach Berichten zu übermäßiger Gewaltanwendung gekommen. Menschen sollen verletzt worden sein und ein syrischer Asylsuchender soll demnach ums Leben gekommen sein.

Aussetzung von Asylverfahren umgehend rückgängig machen

„Griechenland ist verpflichtet dafür zu sorgen, dass Migranten und Menschen, die ihnen Helfen, vor Bedrohungen und Übergriffen geschützt sind“, schrieb der UN-Berichterstatter. Griechenland müsse die Aussetzung von Asylverfahren umgehend rückgängig machen. González Morales ist Professor für internationales Recht an der Diego-Portales-Universität in Santiago in Chile. Er ist 2017 vom UN-Menschenrechtsrat als UN-Berichterstatter bestellt worden.