Lehrerin steht mit Unterlagen in der Hand vor
dem Lehrerzimmer einer Volksschule in Wien. (16.6.2009)
HARALD SCHNEIDER / APA / picturedesk.com
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TALIS-Studie

Lehrer zufrieden, aber wenig unterstützt

Österreichs Lehrer sind mit ihrem Job und Arbeitsplatz zufrieden, fühlen sich aber in ihrer Arbeit wenig unterstützt. Zu diesem Ergebnis kommt die heute veröffentlichte OECD-Lehrerstudie TALIS.

Mit TALIS (Teaching and Learning International Survey) wurden Lehrer und Direktoren der Sekundarstufe 1 (AHS-Unterstufe und Neue Mittelschule) in 48 Ländern über ihre Arbeitsbedingungen befragt. Grundsätzlich fühlen sich die Pädagogen in Österreich in ihrem Job wohl: Der Aussage „Alles in allem bin ich mit meiner Arbeit zufrieden“ stimmten 96 Prozent zu (EU-Schnitt: 90 Prozent). 93 Prozent gaben an, auch an ihrer konkreten Schule gerne zu arbeiten (EU-Schnitt: 90 Prozent). Demgegenüber wollen nur zehn Prozent „gerne an eine andere Schule wechseln, wenn dies möglich wäre“ (EU-Schnitt: 19 Prozent).

TALIS-Studie

Für die TALIS-Studie wurden rund 150.000 Lehrer der Sekundarstufe 1 (Zehn- bis 14-jährige Schüler) in 48 Ländern bzw. Regionen über ihre Arbeitsbedingungen befragt. In Österreich nahmen rund 280 Direktoren und 4.300 Lehrer der AHS-Unterstufe und Neuen Mittelschule teil. Sie repräsentieren die insgesamt 53.000 Lehrer an den 1.500 Schulen dieser Schultypen.

Weniger Unterstützungspersonal

Die Lehrer fühlen sich allerdings in ihrer Arbeit wenig unterstützt: So kommt in Österreich ein Dienstposten für administratives Personal (z.B. Sekretariatskräfte) auf 15 Lehrer – im EU-Schnitt sind es nur sieben Pädagogen. Einen Dienstposten für pädagogisches Unterstützungspersonal (z.B. Psychologen, Beratungslehrer) müssen sich in Österreich im Schnitt 19 Lehrer teilen, im EU-Schnitt sind es nur acht. Umgekehrt gibt es in Österreich aber wiederum überdurchschnittlich viele Lehrer pro Schüler: Rein rechnerisch kommt ein Lehrer auf 7,4 Schüler (NMS: 7,1, AHS: 8,8), im EU-Schnitt ist ein Lehrer für 10,5 Schüler zuständig. Das bedeutet, dass offenbar Aufgaben, die in anderen Staaten an Unterstützungspersonal ausgelagert werden, in Österreich von Lehrern übernommen werden – für die es dafür umgekehrt mehr Dienstposten gibt.

„Üblicherweise gutes“ Auskommen mit Schülern

Mit ihren Schülern kommen die Lehrer in Österreich nach eigenen Angaben „üblicherweise gut aus“. Dieser Ansicht stimmten 97 Prozent zu – 40 Prozent griffen sogar zur positivsten Antwortalternative („stimme ganz zu“; EU-Schnitt 26 Prozent). Gegenüber der letzten TALIS-Erhebung 2008 wird die Lehrer-Schüler-Beziehung sowohl in Österreich als auch international deutlich besser bewertet. Umgekehrt gibt es aber auch Problem-Standorte: Fünf Prozent der Direktoren gaben an, dass an ihrer Schule körperliche Verletzungen, Vandalismus/Diebstahl, Einschüchterung/Beleidigung bzw. Mobbing „wöchentlich bzw. täglich“ vorkommen (EU-Schnitt: sechs Prozent).

Die Studie erhob im Frühjahr 2018, wie etwa Direktoren die Ressourcen und die Autonomie ihrer Schule einschätzen und wie Lehrer über Stressfaktoren und Arbeitsbelastung, Schulklima, Anerkennung im Beruf sowie Aus- und Fortbildung denken.

Unterricht im interkulturellen Umfeld

42 Prozent der Lehrer in Österreich unterrichten in Klassen, in denen mehr als zehn Prozent der Schüler nicht Deutsch als Muttersprache haben. Das ist wesentlich höher als der vergleichbare Wert im OECD-Schnitt (18 Prozent). In Sachen Fortbildung sind die heimischen Pädagogen relativ aktiv: Nach eigenen Angaben absolvierten 99 Prozent der Lehrer und 100 Prozent der Direktoren in den zwölf Monaten vor der Befragung zumindest eine Art von Fortbildung. Häufigste Fortbildungsform waren dabei Kurse oder Seminare (92 Prozent; EU: 77 Prozent), gefolgt vom Lesen von Fachliteratur (88 Prozent; EU: 71 Prozent).

TALIS zum dritten Mal durchgeführt

TALIS wurde mittlerweile zum dritten Mal durchgeführt – 2008 war Österreich mit dabei, 2013 verzichtete man auf eine Teilnahme. Vergleichsländer sind heuer etwa England, Finnland, Frankreich, Südkorea, Japan, Australien, die USA. Von Österreichs Nachbarstaaten nahmen Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien und Italien teil, nicht dabei waren dagegen Deutschland und die Schweiz.