Ausstellung „Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“ – Odyssee mit einer Sonntagskutsche (Sonntagskutsche, um 1900), Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung in Siebenbürgen nach 1945
Franz Weingartner
Franz Weingartner
bis 2.2.2025

„Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“

„Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“ lautet der Titel einer Sonderausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten, die ab Samstag zu sehen ist. Abgebildet werden die Themen Krieg, Flucht und Vertreibung aus biblischer Zeit bis in die Gegenwart.

Im Fokus stehen Objekte, die persönliche Fluchtgeschichten greifbar machen sollen. Eine Landkarte illustriert die jeweilige Fluchtroute. Innerhalb der Ausstellung treten den Besucherinnen und Besuchern jeweils zwei Expertinnen und geflüchtete Personen in Video-Interviews gegenüber, die das Thema in einen breiteren Kontext einbetten oder von ihren Fluchterfahrungen erzählen.

„Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“

Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten, Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten; Ausstellungsdauer: bis 2.2.2025

„Muster wiederholen sich“

„Politische Rahmenbedingungen, Fluchtrouten und Transportmittel mögen sich ändern, gewisse Muster aber wiederholen sich“, begründete Christian Rapp als wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte in einer Aussendung die Idee, das Thema Flucht anhand von 25 Beispielen zu erzählen. „Menschen müssen ins Unbekannte aufbrechen, sie haben meist wenig Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Und sie können nur einen Bruchteil ihrer Habseligkeiten einpacken. Was dabei mitgenommen oder zurückgelassen wird, ist eine schwerwiegende Entscheidung, vor allem wenn es um Gegenstände mit emotionalem Wert geht.“

Von den 25 Ausstellungsobjekten wird die Zeitspanne vom Dreißigjährigen Krieg bis zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine abgedeckt. Erzählt werden persönliche Geschichten, in denen Österreich sowohl Ziel-, als auch Ausgangspunkt einer Flucht war.

Ausstellung „Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“ – „Einsatz für eine gemeinsame Zukunft“ (Muslimische Gebetskette mit Anhänger in Form von Kurdistan, 2012), Flucht einer kurdischen Familie aus Syrien
Franz Weingartner
Muslimische Gebetskette mit Anhänger in Form von Kurdistan, 2012, Flucht einer kurdischen Familie aus Syrien

Bedeutung der Objekte für Geflüchtete

Die mitgenommenen Objekte vermitteln Kontinuität und stellen eine Verbindung zur Heimat, zum Leben vor der Vertreibung oder zu geliebten Menschen her, heißt es zu Ausstellung. Aber auch praktische Dinge wie Taschen und Decken können auf der Flucht zusätzliche Bedeutung gewinnen. Für die Geflüchteten sind sie untrennbar mit den äußeren Umständen der Flucht, mit körperlichen wie seelischen Belastungen und den Erinnerungen daran verbunden, die ein Leben lang nachwirken.

Zu sehen ist etwa die Puppe der Filmemacherin Zuzana Brejcha, die sie auf der Flucht mit ihrer Familie nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ von 1968 mitgenommen hat. Oder ein Hausschlüssel, den die damals 14-jährige Selma Hajdarevic auf ihrer Flucht von Bosnien nach Österreich mitnahm. Ein Hochzeitskleid aus dem Jahre 1919, als die deutschsprachige Minderheit aus der Tschechoslowakei vertrieben wurde, ist genauso ausgestellt wie eine muslimische Gebetskette mit Anhänger in Form von Kurdistan, die Delshad Bazari, ein Tischler in Traiskirchen, auf seiner Flucht von Syrien mit sich brachte.

Ausstellung „Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“ – Schlüssel zur Vergangenheit (Hausschlüssel von Selma Hajdarevic, um 1991)
Flucht vor den „ethnischen Säuberungen“ des Bosnienkriegs
Franz Weingartner
Hausschlüssel von Selma Hajdarevic, um 1991, Flucht aus Bosnien

Die von Rapp, Maren Sacherer, Andrea Thuile und Benedikt Vogl kuratierte Schau verzichtet auf eine chronologische Ordnung und stellt stattdessen die einzelnen Lebensgeschichten in den Mittelpunkt. Die Ausstellung wird bis 2. Februar 2025 gezeigt.