On demand | Radio Dráťák | 10.6.2019
Radio Dráťák Magazin
10.6.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream
Es schreibt sich das Jahr 1989. Am 27. Juni kommt es zu der ersten offiziellen Eröffnung des so genannten Eisernen Vorhangs. Die 1990er Jahre sind ganz im Zeichen des sich Gewöhnens an die neue Situation.
An das unzugängliche Geschehen in der Tschechoslowakei erinnerte tagtäglich die tote Grenze auf der österreichischen Seite.
„Für mich bedeutete das Ende der Welt, weil Norden war keine Richtung, in die wir gehen konnten“, erinnert sich der Historiker Niklas Perzi vom Zentrum für Migrationsforschung an die Zeit, die durch die Existenz des Eisernen Vorhangs potenziert wurde.
Die Grenzbarrikade sollte in beiden Richtungen hermetisch verschlossen sein. Damals kennzeichnete sie zwar die Grenze, zum Überschreiten war sie jedoch sicher nicht gedacht. „Sie sollte sowohl das Durchdringen oder Einwirken von Agenten aus Westen verhindern, als auch das illegale Reisen der tschechoslowakischen Bürger/innen in die westlichen Staaten“, erzählt Roman Řezníček vom Technischen Museum in Brno.
„… Die Literatur oder andere Sachen aus dem Westen hierher zu bringen, die von dem Regierungsregime als unerwünscht gehalten waren“, fügt Pavel Holman auch vom Technischen Museum in Brno zu der damaligen Situation in der Tschechoslowakei hinzu.
Die Regierungen hielten die Bürger genau dort, wo sie sie haben wollten. Die neu erworbene Freiheit wirkte auf Menschen nicht eindeutig positiv und führte zu Unsicherheitsgefühlen. „Es klingt paradox, aber die Menschen fühlten sich in irgendeiner Weise durch die Grenze auch geschützt vor einem imaginären Übel und auf einmal fiel sie und die Menschen hatten den Schutz nicht mehr. Also es war ambivalent in den ersten Jahren", beschreibt Perzi die primäre Ernüchterung nach der Grenze Öffnung.
Über Menschen, denen es gelang, den Grenzübergang zu bezwingen, berichteten Medien großartig, aber über die vielen, die es nicht schafften, weil die tschechoslowakische Seite fast perfekt überwacht wurde, erfuhr man selten Details.
Roman Řezníček vom Kuratorenteam, der an der Ausstellung in Horn zusammenarbeitete, erzählt weiter vom Prinzip der bewachten Grenze: „Ein solches Grundelement war ein Drahtzaun aus Stacheldraht. Er entwickelte sich im Laufe der Jahre 1952-89.
Der lebensgefährliche Zaun steht bis Mitte der 1960er, dann hat er nur eine signalisierende Funktion.
In den 1950er und 1960er Jahren handelte es sich um eine dreischichtliche Wand aus Zaun, die durch Stacheldraht bespannt wurde und noch dazu war der Mitteldraht elektrifiziert. Es wurde in ihn Strom der Hochspannung aufgelegt, der dem Störer sogar tödliche Verletzung oder direkt den Tod selbst bringen konnte.“
Die Tschechoslowakei war eines der letzten Länder Europas, in denen das totalitäre Regime fiel. Die Lockerung brachten vor allem die polnische Bewegung „Solidarität“ und Gorbatschows Perestroika in Bewegung.
„Nach einem direkten Übergang über die Grenze strebte nur ein kleiner Anteil der Menschen. Wenn jemand emigrieren wollte, dann wählte er einen anderen Weg aus, der relativ einfacher war und es drohte dort nicht, dass man an der Grenze erschossen werden konnte oder auf eine andere Art ums Leben zu kommen“, erklärt Holman.
Die Landschaft der Gebietszone blüht mittlerweile wieder. Jedenfalls wird sie die Geschichten derer, die sich an die Zeit vor 30 Jahren klar erinnern, in den Kronen ihrer Bäumen auch weiterhin erzählen.
Článek v češtině | 10.6.2019 | Rádio Dráťák | 30. výročí sametové revoluce | Výstava v Hornu
Die Interviews mit den Proatgonisten Roman Řezníček, Pavel Holman und Niklas Perzi wurden für Sie von Pavla Rašnerová vorbereitet. Hören Sie sie in der Sendung vom 10. Juni. Wir senden jeden Montag ab 21:10 auf Radio Burgenland. Moderiert wird die Sendung von Tereza Chaloupková.