Requiem für Schwarzenberg im Stephansdom
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Politik

Schönborn über „Kari“ Schwarzenberg | Tradition und Wachsamkeit

Eine Woche nach der offiziellen Begräbnisfeier im Prager Veitsdom und der Beisetzung im Familienschloss Orlík in Südböhmen fand am Samstag im Wiener Stephansdom ein feierlicher Gedenkgottesdienst für den ehemaligen tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg statt.

Das Requiem zelebrierte Kardinal Christoph Schönborn im Beisein von hochrangigen Politikern und Familienangehörigen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Verstorbenen als „großes Vorbild“.

Es sei nicht leicht, den Menschen Schwarzenberg einzuordnen, meinte Van der Bellen. „Er verkörperte das vielschichtige Europa.“ Liberal und konservativ, Tscheche, Österreicher und Schweizer. „Er war alles.“ Schwarzenberg habe als ein Brückenbauer immer das Gespräch zur anderen Seite gesucht und Verantwortung übernommen.

Schwarzenberg sei „früher als viele andere ein überzeugter Demokrat und glühender Europäer“ gewesen, erinnerte der Bundespräsident weiter. „Karel Schwarzenberg wird uns immer ein großes Vorbild sein. Einer, der das Wohl aller vor den persönlichen Vorteil gestellt hat. Den Frieden, das Europäische vor das nationale Interesse“, sagte das Staatsoberhaupt.

Schönborn, dessen Familie wie das Haus Schwarzenberg in der Habsburger-Monarchie zur hohen Aristokratie gehörte und große Besitzungen in der früheren Tschechoslowakei hatte, betonte in seiner Predigt: „Der Glaube gehörte als Selbstverständlichkeit zu seinem Leben.“ Er charakterisierte ihn mit den Worten: „Kari war wie wenige bereit für den Tod.“ Im Leben verband er Tradition und Wachsamkeit. 1989, vor der Samtenen Revolution, sei er bereit gewesen für den Wandel. Zuvor hatte er „beobachtet, was sich im Untergrund tat“.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Außenminister Alexander Schallenberg und weitere hochrangige Vertreterinnen und Vertreter des offiziellen Österreichs
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Der Kardinal hob auch den großen Patriotismus hervor, den Schwarzenberg verkörperte. „Er war ein überzeugter Patriot“, zugleich habe ihn ein sehr gutes Verhältnis mit Österreich verbunden. Und er war „ein Erzieher der tschechischen Gesellschaft“, zitierte Schönborn den Theologen Tomáš Halík aus dem Requiem im Prager Veitsdom.

Schwarzenberg war am 11. November im Alter von 85 Jahren in einem Wiener Spital gestorben. An den Trauerfeiern in Prag nahmen europäische Staatsoberhäupter teil, unter ihnen Chefs regierender Fürstenhäuser. Der Sarg fuhr auf dem Hradschin am Palais Schwarzenberg und am Palais Czernin, dem Außenamt, vorbei, bevor die sterblichen Überreste in der Familiengruft in Orlík beigesetzt wurden.

Im Stephansdom wurde das Mozart- Requiem vom Domorchester und dem Vokalensemble St. Stephan musikalisch gestaltet. „Dies Irae“ erklang – Schönborn sagte, dies habe sich Schwarzenberg für seine Totenmesse ausdrücklich gewünscht.

Die österreichische Politik war im Dom hochrangig präsent, ebenso die österreichische Aristokratie. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) kam direkt von seiner Afrika-Reise zu der Verabschiedung, seine Vorgängerin Ursula Plassnik war ebenso zugegen wie der frühere Bundespräsident Heinz Fischer. Familienangehörige des Verstorbenen lasen die Fürbitten.

Der offizielle Begräbnisgottesdienst für Schwarzenberg hatte am 9. Dezember im Veitsdom stattgefunden. Der Prager Erzbischof Jan Graubner zelebrierte das Requiem. Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel würdigte ihn als „Persönlichkeit der modernen Geschichte“.

Der frühere tschechische Außenminister und Ehrenvorsitzende der rechtsliberalen Partei TOP 09, Karel Schwarzenberg
APA/AFP/Radek Mica

In den Jahrzehnten nach der „Samtenen Revolution“ von 1989 zählte Schwarzenberg zu den wichtigsten Persönlichkeiten der tschechischen Politik. Er führte die Kanzlei von Staatspräsident Václav Havel, war später Senator und Außenminister. 2009 gründete er mit dem früheren Finanzminister Miroslav Kalousek die rechtsliberale Partei TOP 09 und war bis 2015 deren Chef. 2013 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten, unterlag in der Stichwahl jedoch Miloš Zeman.

Kurz vor seinem Tod wurde Schwarzenberg, der in Tschechien oft als „der Fürst“ tituliert wurde, noch eine hohe Ehre zuteil. Er wurde mit dem höchsten Staatsorden, dem Orden des Weißen Löwen, ausgezeichnet. Die Ehrung in Prag nahm sein Sohn entgegen, der frühere Politiker konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich an der Zeremonie teilnehmen.