Foto in der Jubiläumsausstellung, das zeigt wie Alois Mock und Gyula Horn den Stacheldraht durchschneiden
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Tschechien

Hungerstreik gegen niedrige Pensionen für Ex-Dissidenten

In Tschechien protestiert der frühere Dissident Jiří Gruntorád mit einem Hungerstreik gegen die niedrigen Pensionen für viele Menschen, die vor 1989 gegen den Sozialismus Widerstand leisteten. Die Aktion vor dem Regierungssitz in Prag schlägt in den Medien des EU-Mitgliedstaats hohe Wellen. Auf dem Gehsteig vor dem Gebäude waren am Dienstag zwei Zelte und ein Schild mit der Aufschrift „Hungerstreik“ zu sehen.

In einem offenen Brief an die Regierung kritisierte Gruntorád, dass manche Dissidenten nur geringe Pensionsansprüche hätten, wie zum Beispiel der Liedermacher Karel („Charlie“) Soukup. „Es ist schließlich nicht ihre Schuld, dass sie vor dem erzwungenen Gang ins Exil nicht aufgrund ihrer tatsächlichen Qualifikation beschäftigt werden durften“, bemängelte der 71-Jährige. Er forderte den Rücktritt von Arbeits- und Sozialminister Marian Jurečka.

Dieser reagierte auf die Kritik und kündigte eine Gesetzesänderung an. Er habe die Behörden angewiesen, in solchen Härtefällen die Pension auf das Durchschnittsniveau von umgerechnet rund 800 Euro zu erhöhen. Gruntorád gehörte zum Kreis der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 um Václav Havel. Wegen angeblicher „Zersetzung der Republik“ saß er von 1980 bis 1984 im Gefängnis. Heute ist er Leiter der Prager Bibliothek „Libri prohibiti“, die Untergrundliteratur aus der Zeit vor der demokratischen Wende von 1989 sammelt.