Ludschain al-Hathlul sei eine der Anführerinnen der saudiarabischen Frauenbewegung, „die sich für die Abschaffung des männlichen Vormundschaftssystems und des Fahrverbots für Frauen sowie für einen besseren Schutz für misshandelte Frauen in dem Königreich einsetzt“, begründete die parlamentarische Versammlung der Straßburger Länderorganisation am Montag ihre Wahl.
Al-Hathlul war eine der Aktivistinnen im Kampf gegen das mittlerweile aufgehobene Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien. Sie wurde im Mai 2018 unter dem Vorwurf festgenommen, Kontakt zu ausländischen Medien, Diplomaten und Menschenrechtsgruppen gepflegt zu haben. Später wurde sie vor ein Anti-Terror-Gericht gestellt.
Im Februar 2020 kam sie frei, unterliegt nach Angaben des Europarats aber weiterhin Hausarrest und anderen Einschränkungen. Nach Angaben ihrer Angehörigen wurde die 31-Jährige in der Haft sexuell belästigt und gefoltert.
Bei der Zeremonie in Straßburg nahm Al-Hathluls Schwester Lina die Auszeichnung stellvertretend entgegen. „Internationale Unterstützung ist der einzige Weg, wie wir die Ungerechtigkeiten in meinem Land aufdecken und die Opfer schützen können“, sagte sie. „Ludschain hat sich geopfert, um für ein besseres Leben der saudiarabischen Frauen zu kämpfen.“
Frühere Preisträger/innen
Der 2013 geschaffene und mit 60.000 Euro dotierte Preis ist nach dem 2011 gestorbenen tschechischen Ex-Präsidenten und früheren Dissidenten Václav Havel benannt. 2019 ging die Auszeichnung an den uigurischen Intellektuellen Ilham Tohti, den das EU-Parlament später auch mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte auszeichnete.
Frühere Preisträger waren unter anderen die vor der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Irak geflüchtete Jesidin Nadia Murad, die später auch den Friedensnobelpreis erhielt, die Menschenrechtsaktivisten Ljudmila Alexejewa aus Russland und der ehemalige türkische Verfassungsrichter Murat Arslan.
Wegen der Corona-Pandemie wurde die Auszeichnung aus dem Jahr 2020 erst jetzt verliehen.