Schulen im 2. Lockdown
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Coronavirus

In Tschechien wächst Druck zu Wiederöffnung von Schulen

Obwohl die Neuinfektionszahlen in Tschechien weiterhin die höchsten innerhalb der EU bleiben, wächst in dem nördlichen Nachbarland der Druck auf die Regierung zur Wiederöffnung der Schulen.

Vor allem der Präsenz-Unterricht der Volksschulen für Kinder von 6 bis 10 Jahren und der anschließenden Schulstufe sollte so bald wie möglich wieder aufgenommen werden, meint der Verband der örtlichen Kommunal-Selbstverwaltungen (SMS ČR).

Kritik am Home Schooling

Alle Bildungseinrichtungen mit Ausnahme der Kindergärten sind in Tschechien seit Mitte Oktober geschlossen. Ursprünglich hatte man zumindest die Volksschulen offen lassen wollen, allerdings sah sich die Regierung angesichts der rasant angestiegenen Infektionszahlen gezwungen, auch die jüngsten Schüler/innen zu Hause zu lassen. Kritik kommt nun aber am Home Schooling. Der SMS ČR meint, der Distanz-Unterricht habe sehr unterschiedliches Niveau und die Unterschiede in den Kenntnissen der Schüler/innen vergrößerte sich.

Themenbild Schule: Homeschooling – Mädchen beim Lernen
Pressefoto Scharinger / Johanna Schlosser

Sinkende Tendenz in Tschechien

Der Druck der Kritiker/innen der Schulschließung wächst unterdessen, auch weil es in den letzten Tagen scheint, dass die rasanten Restriktionen doch Wirkung zeigen. Zwar seien die Infektionszahlen immer noch hoch, allerdings sei die Tendenz nicht mehr steigend. Im Gegenteil, eine leichte Senkung sei zu beobachten, so als ob der Höhepunkt schon überwunden wäre, geht aus den Informationen des Prager Gesundheitsministeriums hervor. Beispielsweise wurden am vergangenen Samstag in Tschechien mit 10,7 Einwohnern 7.722 Neuinfektionen gemeldet, um rund 3.700 weniger als am Samstag eine Woche zuvor. Eine sinkende Tendenz im Wochenvergleich zeigte sich auch am Sonntag.

Prager Staatsoper
Archiv der Prager Staatsoper

Ermutigende Entwicklung in Prag

Ermutigend scheint die Entwicklung in der Hauptstadt Prag zu sein. Obwohl diese vor einigen Wochen die „Covid-Hochburg“ Tschechiens war, ist sie jetzt vergleichsweise am besten dran. Laut der Haupt-Hygienikerin Tschechiens Jarmila Rážová könnte dies darauf zurückzuführen sein, dass Prag das Schlimmste schon hinter sich habe, weil es als erste Region Maßnahmen gesetzt habe.

Seit 22. Oktober gibt es in Tschechien einen Lockdown mit weitgehenden Ausgangsbeschränkungen und einer nächtlichen Ausgangssperre. Außer Schulen sind Restaurants und die meisten Geschäfte geschlossen.

Bildungseinrichtungen spielen keine große Rolle bei den Neuinfektionen

Die Kritiker/innen von Schulschließungen sehen sich auch darin bestätigt, weil Bildungseinrichtungen keine große Rolle bei den Neuinfektionen spielen. Laut dem tschechischen Gesundheits-Statistikamt (ÚZIS) lag beispielsweise im Oktober der Anteil der Volksschulen und Mittelschulen an Neuinfektionen bei insgesamt bei 5,8 Prozent. Am meisten Ansteckungen gab es am Arbeitsplatz (27,9 Prozent), in der Familie oder der Freizeit (18,1 Prozent).

Unterdessen sank die sogenannte Reproduktionszahl von Covid in Tschechien auf 0,9. Gesundheitsminister Jan Blatný warnte aber vor voreiligen Erwartungen. „Rechnen wir nicht damit, dass sich in kommenden zwei bis drei Wochen etwas ändern wird, was die Restriktionen angeht“, meinte er.