Karel Cudlín | Tagasyl Stumpergasse
Roman Frühauf
Roman Frühauf
Radio Dráťák Magazin

Václav Havels Fotograf | Karel Cudlín

Er gründete die bürgerliche Initiative fürs Erhalten der Menschenrechte Charta 77 und auch die antikommunistische Bewegung Bürgerforum mit. Der erste Präsident der Tschechischen Republik Václav Havel begann so für seinen Staat die ersten demokratischen Schritte zu schreiben, die intensiver durch die Novembergeschehnisse 1989 abgestartet wurden.

Es waren die der ersten Momente, in denen ihn zum ersten Mal einer seiner späteren offiziellen Fotografen Karel Cudlín traf.

On demand | Rádio Dráťák | 3.6.2019

Radio Dráťák Magazin

3.6.2019 | 21:10 | Radio Burgenland Livestream

Die Redakteurin Pavla Rašnerová begab sich zusammen mit ihm in die Galerie im Mariahilfer Lokal Tagasyl in der Stumpergasse, wo seine Fotografien gerade mit Václav Havel ausgestellt sind und auch ins Gymnasium Komenský in der Schützengasse. Dort stellte er sein Schaffen vor.

„Ich erinnere mich an das Jahr 1990, an einen Zusammenflug einzelner Ereignisse, die sich in meinem Kopf ein bisschen zu einem großen Fest verschmelzen. Es geschahen viele Dinge. Außerdem zerfiel auch die Tschechoslowakei. Wir entdeckten die Welt. Wir konnten reisen, während die Sowjetarmee wegging“, erinnert sich Cudlín an die Wendezeit.

17. November | Mit Analogkamera in der Hand

Kopf an Kopf wie ein Mensch skandiert: „Freiheit, Freiheit!“ In der Luft fühlt man schon die Verwandlung des Regimes. Aus Prager Gassen glüht Kraft und Glaube an den gesellschaftlichen Fortschritt. Mit einer Analogkamera in der Hand nahm gerade die dortigen Revolutionärsmomente voll von Euphorie auch Karel Cudlín auf, dessen Fotografien auf der ganzen Welt verstreut sind: „Wir alle erwarteten, dass es sich was ändern müsste. Wir wussten nicht ganz genau wie und wie schnell es kommt, aber dann, ale es kam, nach dem Fall der Berliner Mauer, war ich gerade dort in Berlin. Am Donnerstag kam ich an und am Freitag war der 17. November und die Dinge bewegten sich mit einer unwahrscheinlichen Geschwindichkeit voran.“

Karel Cudlín | Tagasyl Stumpergasse
Roman Frühauf
Karel Cudlín in der Tagasyl Tür in der Stumpergasse

Václav Havels persönlicher Fotograf

Mit Fotos von Karel Cudlin erzählen alltägliche Menschen ihre außergewöhnlichen Geschichten und umgekehrt. In der Mitte der 1990er wird er der persönliche Fotograf vom Präsidenten Václav Havel. Neben den offiziellen Fotografien entstanden auch diese mit dem Fotogerät Lajka. Die Prächtigkeit der Alltäglichkeit gelang es ihm in jedem beliebigen Momenten auch mit Václav Havel abzubilden:

„Ich glaube, dass er das Fotografieren nicht so liebte, er hatte nicht die Art wie sie z.B. die US-Präsidenten haben, die darauf ab dem Jugendalter vorbereitet werden, sich stets in der Politik bewegen und das Hände-Schütteln und all die Sachen kennen, die zur Politik gehören. Das glaube ich, weil er auch etwa introvertiert war, so mochte er das nicht so sehr“, erzählt Karel Cudlín, der Dokumentarfotograf aus Prag und Gast der heutigen Sendung des Magazins Radio Dráťák.

Cudlíns Dokumentarfotografien entfernen Entfernungen

Auf den schwarz-weißen Fotografien von Karel Cudlín tauchen nicht nur unweite Welten auf, physische oder übertragene. Cudlín kann durch seine Kunst diese Entfernungen und Barrikaden abbrechen.

Cudlín beschäftigt sich vor allem mit der Dokumentarfotografie. Die neueren Themen seines Schaffens sind Flüchtlinge, Israel, das Gefängnis Valdice oder Ukraine. Früher beschäftigte er sich künstlerisch mit Žižkover Roma, Bildnissen der Arbeiterberufe oder den Abgang der Sowjetheere aus dem Gebiet der Tschechoslowakei. Bevor er ans Studium der Fotografie an der FAMU (Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste) in Prag heranging, studierte er zwei Jahre in einer sozial-rechtswissenschaftlichen Schule. Wahrscheinlich gerade deshalb sind ihm die erwähnten Themen so nahe.

Karel Cudlín und Jiří Chmel | Tagasyl Stumpergasse
Roman Frühauf
Karel Cudlín und Jiří Chmel | Tagasyl

Fotoausstellung mit Havel im Tagasyl

Eine Auswahl dieser Fotografien können Sie noch bis Ende Juni auf der Adresse Stumpergasse 53-55 in der Galerie des Tagasyls sehen.

Aus der Galerie im Tagasyl, wo die Fotografien noch weiterhin zu sehen sind, die einzelne Etappen des Ex-Präsidenten Václav Havel aufnehmen, zog die Redaktion ORF Volksgruppen mit dem Autoren, dem Fotografen Karel Cudlín ins Gymnasium Komenský in die Schützengasse, wo eine Unterhaltung nicht nur mit Schülern/innen, sondern auch mit der Öffentlichkeit auf ihn wartete. Sie wurde von dem Pädagogen und Leiter des Fotoclubs Roman Frühauf organisiert.

„Das ist Havel im 1990er Jahr. Das waren unglaubliche Dinge. Wenn man irgendwohin fuhr, dann war es aufregend. Die Menschen warteten dort vier Stunden, um den Präsidenten zu sehen. Das war eine tolle Zeit“, beschreibt Cudlín eine seiner Fotografien mit Václav Havel.

Seit dem Tod von Václav Havel vergehen im Dezember acht Jahre. Unbestritten ist, dass auch die künstlerischen Aufnahmen von Karel Cudlín die Verdienste um Freiheit und Demokratie des Präsidenten auch lange nach uns symbolisieren werden.

Zwei Dekaden vom Leben Václav Havels folgte die Linse Karel Cudlíns. Seit den Demonstrationen im November 1989 über seine Präsidentenzeit bis zu seinem letzten öffentlichen Auftritt.

Die Reportage mit dem Fotografen Karel Cudlín erscheint auch in unserem neuesten Fernsehmagazin „České ozvěny, Slovenské ozveny“, das Sie schon an diesem Sonntag 9. Juni auf ORF 2 um 13.05 Uhr anschauen können.

Karel Cudlín und Pavla Rašnerová | Tagasyl Stumpergasse
Roman Frühauf
Karel Cudlín und die Redakteurin ORF Volksgruppen Pavla Rašnerová

Das Interview mit Karel Cudlín und die Aufnahme seines Vortrags aus der Schützengasse wurden für die heutige Sendung von Pavla Rašnerová vorbereitet. Vom Mikrofon begrüßt Sie Tereza Chaloupková. Das Magazin Radio Dráťák wird jeden Montag am Abend ab 21.10 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt.

Článek v češtině | 3.6.2019 | Rádio Dráťák | Fotograf Václava Havla | Karel Cudlín