WISSENSCHAFT

„Übermäßige Sorgen nicht angebracht“

Übermäßige Sorgen wegen der Sicherheit des slowenischen Atomkraftwerks Krško, die am Sonntag nach dem Erdbeben in der nahegelegenen kroatischen Hauptstadt Zagreb wieder laut geworden waren, sind laut dem slowenischen Experten für Kerntechnik, Leon Cizelj, nicht angebracht.

„Noch bei Stärke 7 sichere Abschaltung“

„Die Anlage wurde so geplant, dass sie bei Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 5 ungestört in Betrieb bleiben und bei einer Stärke von mindestens 7 sicher abgeschaltet werden kann“, sagte Cizelj gegenüber der Tageszeitung „Delo“. „Mit verschiedenen Verbesserungen, zu denen auch misstrauische Nachbarn in Österreich und Italien viel beigetragen haben, ist heute eine sichere Abschaltung auch bei einem Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 8 gewährleistet“, sagte er.

Erdbeben in Zagreb 40 Kilometer entfernt

Cizelj ist Leiter der Abteilung für Kerntechnik im führenden slowenischen Forschungsinstitut „Institut Jožef Stefan“ und beschäftigt sich unter anderem mit der Sicherheit von Atomobjekten. Nachdem am Sonntag das AKW Krško, das rund 40 Kilometer Luftlinie vom Epizentrum des Erdbebens entfernt liegt, unbetroffen den Betrieb fortsetzte, twitterte Cizelj: „Eine Magnitude von 5,3 müsste man ohne Probleme und ohne Abschaltung überstehen können.“ Präventive Sicherheitschecks, die nach dem Beben durchgeführt wurden, wiesen laut slowenischer Atomschutzbehörde keine Abweichungen an den Systemen und der Ausrüstung im AKW auf.

Widerstandsfähigkeit bestätigt

Erfahrungen mit japanischen Kernkraftwerken der gleichen Generation wie das AKW Krško bestätigen laut Cizelj die Widerstandsfähigkeit der slowenischen Anlage. Japanische Atomkraftwerke hätten starke Erdbeben, wie etwa 2005 das Beben in der Präfektur Miyagi (Stärke 7,2), das Niigata-Chuetsu-Oki-Erdbeben 2007 (Stärke 6,8) oder das Tohoku-Erdbeben 2011 (Stärke 9), bei sicherer Abschaltung ohne Schäden überstanden. Auch das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi hatte 2011 das eigentliche Beben unversehrt überstanden, zu verehrenden Folgen kam es später durch den Tsunami.

„Kritik kann auch Anlass für Verbesserungen sein“

Reaktionen aus Österreich, wo Forderungen nach einer Schließung des slowenischen Kernkraftwerks erneut laut wurden, seien laut Cizelj zu erwarten gewesen. „Übermäßige Sorge ist aber nicht angebracht“, sagte er zur Zeitung. „Kritiken können auch Anlass für Verbesserungen sein – für technische und Verbesserungen in der Kommunikation“, fügte er hinzu. Die Entscheidung zur Nutzung der Kernenergie, die auch Verantwortung für Sicherheit mit sich trägt, sei ein souveränes Recht jedes Staates, betonte Cizelj.