WIRTSCHAFT

Adria-Lizenzen unter dem Hammer

Am Donnerstag wird in Slowenien das Vermögen der im Herbst pleitegegangenen Fluggesellschaft Adria Airways versteigert. Unter den Hammer kommt auch das Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) des Carriers. Interesse dafür zeigten auch Investoren, die mit dem russischen staatlichen Flugzeugbauer Suchoi verbunden sind.

Das Ausgangsgebot für die Versteigerung am 23. Jänner ist mit 45.000 Euro festgelegt. Der Insolvenzverwalter legte den Preis anhand von unverbindlichen Angeboten fest, die für das verbliebene Vermögen der Fluggesellschaft bei ihm ursprünglich eingingen.

Neben slowenischen Unternehmern Joc Pečečnik und Izet Rastoder, die in den Medien als Interessenten gehandelt werden, meldet laut Medienberichten auch die mit Suchoi verbundene Investorengruppe ihr Interesse an. Der russische Flugzeugbauer war in Gesprächen über eine Partnerschaft mit Adria, die allerdings im vergangenen Frühjahr wegen der ungewissen Finanzlage bei der Fluglinie geplatzt war.

Sprungbrett für russischen Flugzeugbauer nach Europa?

Ein Vertreter der Investorengruppe, Oleg Ewdokimow, bestätigte vergangene Woche gegenüber dem öffentlich-rechtlichen slowenischen Fernsehsender ihr Interesse an Adrias Vermögen, was als Sprungbrett nach Europa gesehen wird. „Das Zeugnis würde uns ermöglichen, die Geschäfte nicht nur aus Ljubljana, sondern von jedem Flughafen in Europa auszuführen“, sagte Ewdokimow. Das Plan sei 200 Superjets, Suchois Passagierflugzeuge, am europäischen Markt zu platzieren.

Die Investoren aus Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten planen laut Ewdokimow zunächst 10 Mio. Euro zu investieren. Sie würden die Marke Adria Airways behalten und rund 150 Mitarbeiter, darunter 30 Piloten, beschäftigen, berichtete das slowenische Fernsehen. Weil in der EU die Fluggesellschaften mehrheitlich im europäischen Eigentum sein müssen, suchen die Investoren derzeit nach europäischen Partnern, hieß es.

Die Zeugnisse, die diese Woche versteigert werden, gelten als das einzige wesentliche Vermögen der Airline, die schon vor Jahren ihre Flugzeugflotte verkauft hatte und mit gemieteten Flugzeugen geflogen war. Dazu hatte sich Adria laut der Wirtschaftszeitung „Finance“ bis Ende Jänner auch Slots auf den Flughäfen Frankfurt, München und Amsterdam für die diesjährige Sommersaison gesichert.

Adria Airways, die sich nach der Privatisierung seit 2016 im Besitz des deutschen Investmentfonds K4 Invest befindet, meldete Ende September Konkurs an. Nach der Pleite füllte die deutsche AUA-Mutter Lufthansa zusammen mit ihren Tochtergesellschaften die entstandene Lücke bei den Flügen nach Frankfurt, München, Zürich und Brüssel, die als wichtigste Hubs für Slowenien gelten. Die slowenische Regierung, die eine neue nationale Fluglinie erwägte, verzichtete inzwischen wegen zu hoher finanzieller Risiken auf diese Pläne.