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Miriam Spring
Miriam Spring
Politika

Von Samtener Revolution zu Fake News: Fünf Fakten zur Slowakei

In der Slowakei wird am Samstag ein neues Parlament gewählt. Das Ergebnis könnte einen Wechsel von der pro-westlichen Politik der amtierenden Regierung zu einem Kreml-freundlichen Kurs unter Leitung des populistischen Ex-Regierungschefs Robert Fico mit sich bringen. Hier sind fünf interessante Fakten über das EU- und NATO-Mitglied mit seinen 5,4 Millionen Einwohnern.

Samtene Revolution

Die Slowakische Republik war Teil der Tschechoslowakei, die sich 1918 von der untergehenden Habsburg-Monarchie Österreich-Ungarn lossagte. Das Land blieb bis zur Zerschlagung durch Deutschland 1938 eine stabile Demokratie. Während der NS-Besatzung wurde die Slowakei ein Marionettenstaat unter Führung des katholischen Priesters Jozef Tiso, der im Auftrag der Nazis zehntausende Juden in die Konzentrationslager schickte.

Die Tschechoslowakei wurde schließlich 1945 befreit und die Republik wieder eingeführt. Drei Jahre später fiel das Land nach einem kommunistischen Staatsstreich unter sowjetischen Einflussbereich.

Die Samtene Revolution beendete 1989 die totalitäre Herrschaft und 1993 teilte sich die Tschechoslowakei friedlich in die Tschechische Republik und die Slowakei auf. Die Slowakei trat 2004 der NATO und der EU bei und ist seit 2009 Teil der Eurozone.

Dominante Automobilindustrie

In der Slowakei haben Autohersteller wie Volkswagen, Kia, Stellantis (Fiat, Opel, Peugeot, u.a.) und Jaguar Land Rover Produktionsstätten. Das Land hat die höchste Autoproduktion pro Einwohner weltweit. Rund eine Millionen Autos rollen jedes Jahr vom Band. Die Automobilindustrie steht für etwa die Hälfte der gesamten Industrieproduktion der Slowakei.

Dieser Anteil wird 2026 wahrscheinlich noch steigen, wenn Volvo die Produktion in einer neuen Fabrik für Elektroautos im Osten der Slowakei startet. Die EU-Kommission erwartet ein Wachstum von 1,7 Prozent für die slowakischen Wirtschaft in diesem Jahr und 2,1 Prozent für 2024.

Grassierende Falschinformation

Die Slowakei hat die Ukraine seit der russischen Invasion im Februar 2022 mit erheblicher Militär- und humanitärer Hilfe versorgt. Doch mehr als die Hälfte der slowakischen Bevölkerung glaubt einer Umfrage der Denkfabrik Globsec zufolge, dass der Westen oder die Ukraine Schuld an dem Krieg tragen, während nur 40 Prozent Russland die Schuld geben.

Die Unterstützung für die NATO in der Slowakei sank im vergangenen Jahr von 72 auf 58 Prozent. Fünfzig Prozent sagten Globsec, die USA seien ein Sicherheitsrisiko.

Den Analysten zufolge liegen diese Ergebnisse an Falschinformationen. In derselben Umfrage äußerten mehr als die Hälfte der Befragten, die Welt werde von geheimen Eliten regiert. Rund 49 Prozent fanden, das Land brauche einen starken Anführer, möglicherweise eher autokratisch als demokratisch legitimiert.

Messgerät für Liebe

Der World Record Academy zufolge kann die Slowakei das längste Liebesgedicht ihr Eigen nennen. Das 1844 verfasste „Marina“ hat 2.900 Verse und erzählt von der unglücklichen Liebe zwischen Dichter Andrej Sládkovič und seiner Muse Mária Pišlová. Deren Eltern verboten ihr die Beziehung mit dem mittellosen Poeten und zwangen sie zur Heirat mit einem Lebkuchenbäcker.

Pišlovás Wohnhaus liegt in der mittelalterlichen Silberminenstadt Banská Štiavnica, die inzwischen auch „Epizentrum der Liebe“ genannt wird. Eine Ausstellung beinhaltet ein „Lieb-o-Meter“, welches Paaren die Stärke ihrer gegenseitigen Zuneigung anzeigt. Das Museum brannte dieses Jahr nieder, es soll aber 2024 wieder eröffnet werden.

Ski-Superstar

Die Ski-Fahrerin Petra Vlhová wurde 2022 das vierte Mal infolge zur Sportlerin des Jahres in ihrem Land gewählt. Sie gewann in dem Jahr die erste olympische Goldmedaille im Alpin-Ski überhaupt für die Slowakei. Die 28-Jährige hat sechs Weltmeisterschaftsmedaillen, darunter Gold im Riesenslalom im schwedischen Are 2019. In der Saison 2020/21 gewann sie den ersten Ski-Weltcup für ihr Land.