Robert Gabris
Michal Blecha
Michal Blecha
Kultur

BELVEDERE ART AWARD: Personale von Preisträger Robert Gabris

Die Ausstellung des Belvedere-Art-Award-Gewinners Robert Gabris richtet das Augenmerk auf dessen Auseinandersetzung mit dem Körper – in Bezug auf fluide Identitäten, Queerness und multiple Marginalisierungen. Zeichnungen, raumgreifende Installationen und performative Arbeiten sind die Mittel der Wahl des bereits im Rahmen der documenta fifteen aufgefallenen Künstlers.

Robert Gabris’ visuelle Sprache reicht von präzis ausgearbeiteten Zeichnungen über Prosagedichte bis hin zu vielschichtigen skulpturalen Objekten. Der Künstler untersucht mit diesen Medien den menschlichen Körper, erforscht dessen Zustand, Ränder und Formen in Bezug auf Queerness und multiple Marginalisierungen. Seine Arbeiten sind Mittel des Widerstands gegen Ausgrenzung und Rassismus, wobei sie stets fließend und offen für Interpretationen bleiben. Gabris thematisiert auch Leerstellen der institutionellen Exklusion, indem er die Ausschlussmechanismen im Kunstbetrieb benennt.

Im Belvedere 21 zeigt Robert Gabris rund 30 Arbeiten, die zwischen 2014 und 2023 entstanden sind. Seine frühe Werkserie The Blue Heart (2014) besteht aus fünf Kupferstichen, die sich auf die tätowierten Lebensgeschichten seines biologischen Vaters und im weiteren Sinne auf die Geschichte eines ganzen Rom*nja-Dorfes in der Slowakei beziehen. In der Serie My Country, My Blood (2018–20) setzt sich der Künstler mit marginalisierten Gesellschaftsgruppen auseinander, mit diversen und veränderbaren Identitäten, mit dem queeren Körper und seiner Existenz in verschiedenen physischen und geistigen Formen – immer im Verhältnis zu einer normativen Gesellschaft und ihren Grenzen. Landscape of Excretion 1, Landscape of Excretion 2, Landscape of Excretion 3 sind anatomische Zeichnungen von Verdauungsorganen, in denen Gabris den Ausschluss aus seinem Heimatland thematisiert. Für die Serie Bodyshop (2023) zerlegt er den eigenen Körper wie bei einer Autopsie in einzelne Bestandteile und fertigt neben Zeichnungen auch Buchobjekte an. Die eigens für die Ausstellung entwickelte Serie This Space Is Too Small For Our Bodies (2023) experimentiert mit der Idee, dem Körper neu entwickelte Formen als Objekte anzufügen. Damit entsteht ein Lebewesen, das seine Anatomie selbst bestimmt und gestaltet, wobei es zeitweise Teile löst und wieder neu zusammensetzt. Mit seinen Kompositionen unterläuft Gabris die Vorstellungen tradierter Körpernormen und bietet demgegenüber ein Baukastensystem für fluide Körper an, die nach eigenen Gesetzen leben und die Grenzen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen auflösen.

Die gemeinschaftlich mit queeren Personen in der Slowakei entwickelte raumfüllende Arbeit ERROR – ROMA CORPOREALITY AND THEIR NON-BINARY SPACES (2021) wurde 2022 bei der documenta fifteen in Kassel gezeigt und ist nun erstmals in Österreich zu sehen. Die Installation wird durch ein Schriftband begrenzt, das die Aufforderung „TAKE A STEP BACK SO THAT WE* CAN TAKE A STEP FORWARD“ trägt. Die Ausgrenzung der Besuchenden und der Aufruf zum Verzicht auf weiße Privilegien ermöglichen der queeren, Trans- und nichtbinären Gemeinschaft der Rom*nja, im Ausstellungsdisplay nicht nur symbolisch zu Gast zu sein, sondern auch diskursiven Raum einzunehmen.

Robert Gabris wurde 1986 in Hnúšťa, Slowakei, geboren. Er lebt und arbeitet in Wien.