Krónika

Trauer um Philosophin Agnes Heller

Die ungarische Philosophin Agnes Heller ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 90 Jahren, wie die Ungarische Akademie der Wissenschaften (MTA) mitteilte. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals „444.hu“ kam sie beim Schwimmen im Plattensee ums Leben.

Heller zählte zu den wichtigsten ungarischen Intellektuellen. Sie war eine Schülerin des ungarischen marxistischen Philosophen Georg Lukacs. Nach dem ungarischen Volksaufstand, der 1956 von der sowjetischen Armee niedergeschlagen wurde, trat sie als Mitbegründerin der „Budapester Schule“ der sozialistischen Regierung entgegen.

Nach jahrelangen Repressionen ging sie in den 70ern ins Exil nach Australien. Später wanderte sie in die USA aus und übernahm in New York den Lehrstuhl der deutschen Philosophin Hannah Arendt. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat wurde sie zu einer prominenten Kritikerin des rechtskonservativen Regierungschefs Viktor Orban. In zahlreichen Interviews mit internationalen Medien äußerte sie die Sorge vor einer Abschaffung der Demokratie in ihrem Land.

Das Internationale Auschwitz Komitee würdigte die Philosophin

Holocaust-Überlebende in Ungarn und anderen Ländern haben ihre Weggefährtin Agnes Heller gewürdigt, die am Freitagabend gestorben ist. „Agnes Heller, ihre Empathie und ihr kritisch leuchtender Geist werden uns gerade in diesen Zeiten fehlen“, teilte das Internationale Auschwitz Komitee am Samstag mit.

„Das populistische Hetztreiben der Orbans dieser Welt erzürnte und empörte sie zutiefst, aber Schweigen war für sie nie eine Option“, heißt es mit Blick auf den rechtsnationalen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban.

Auf Deutsch erschienen:

Auf Deutsch erschienen von ihr unter anderen „Theorie der Gefühle“ (1980), „Der Mensch der Renaissance“ (1988), „Der Affe auf dem Fahrrad. Eine Lebensgeschichte“ (1999) und zuletzt – in diesem Jahr – „Paradox Europa“.