Trotz Dämpfers haushoher Favorit

Ist es nur eine Ehrenrunde, die der slowenische Präsident Borut Pahor drehen muss - oder könnte er von seinen politikverdrossenen Landsleuten sogar aus dem Amt gejagt werden? Entgegen den Erwartungen hat Pahor bei der slowenischen Präsidentenwahl am Sonntag nicht die absolute Mehrheit geschafft.

Pahor muss nun am 12. November in eine Stichwahl gegen den Lokalpolitiker Marjan Šarec. Experten rechnen weiterhin mit einem klaren Sieg des Amtsinhabers, der am Sonntag gegen acht Herausforderer 47,1 Prozent der Stimmen erreicht hatte. Šarec kam auf knapp 25 Prozent. „Die Differenz ist groß, die Aussichten für einen Umbruch schlecht - es gibt einfach zu wenig Wähler, auf die er (Šarec, Anm.) in der Stichwahl zählen könnte“, sagte der Meinungsforscher Andraž Zorko der Nachrichtenagentur STA.

Marjan Šarec Borut Pahor predsedniške volitve

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Beide Kontrahenten werden als Linkskandidaten wahrgenommen, allerdings hat Pahor laut Experten bessere Chancen, im Teich der rechten Wähler zu fischen. Darauf zählt auch Pahor selbst: Am Wahlabend kündigte er an, dass er in drei Wochen die Wahl gewinnen werde.

In der Stichwahl wird mit einer ähnlichen Entwicklung wie vor fünf Jahren gerechnet, als Pahor den favorisierten Amtsinhaber Danilo Türk in der Stichwahl mit Unterstützung rechtsgerichteter Wähler schlagen könnte. Die konservativen Wähler hätten sich zwischen den beiden für das kleinere Übel entschieden, lautete damals die Begründung. Auch heuer dürfte der frühere langjährige Sozialdemokraten-Chef mit Hilfe des rechten Lagers siegen.

Zwar kritisierte Oppositionsführer Janez Janša im Endspurt des Wahlkampfes Pahor scharf, doch politisch dürfte ihm der Amtsinhaber mehr liegen als der Quereinsteiger, dessen Eintreten für einen politischen Generationswechsel auch und gerade auf Janša abzielt. Zudem hat Pahor in den vergangenen Jahren mehrmals Entscheidungen getroffen, die der Janša-Partei SDS nutzten, etwa bei der Nominierung von Verfassungsrichtern. Die rechte Opposition wirft dazu Šarec vor, eine Marionette ihres Gottseibeiuns, des politisch immer noch einflussreichen Ex-Präsidenten Milan Kučan zu sein.

Dennoch dürfte es in drei Wochen kein leichter Sieg für Pahor werden. Die Stimme für Šarec sei eine Stimme gegen Pahor gewesen, betonte der Politikexperte Luka Lisjak Gabrijelčič zur Tageszeitung „Dnevnik“. Interessant wird es in der Stichwahl daher zu sehen, ob er als „Antipahor“ noch zusätzliche Wähler anziehen können wird. Lisjak Gabrijelčič glaubt allerdings auch, dass konservative Wähler eher Pahor als Šarec unterstützen werden.

Šarec kündigt einen „harten Kampf bis zum Äußersten“ um den Sieg in der Stichwahl an. Zu verlieren hat er nichts, denn als Newcomer in der nationalen Politik erreichte er mit dem zweiten Platz bereits einen großen Erfolg. Der Experte Alem Maksuti meint, dass Šarec keine Chance auf einen Sieg habe. Pahor habe die Unterstützung eines großen Teils der politischen Eliten hinter sich, was zu seinem Sieg in der Stichwahl führen werde, sagte er der Nachrichtenagentur STA.

Die Wahlergebnisse zeigen, dass Pahor in fast allen 88 Wahlbezirken in Slowenien vor Šarec landete. Šarec konnte sich hingegen in drei Bezirken gegen Pahor behaupten - in der Stadt Kamnik, wo er seit sieben Jahren Bürgermeister ist, und zwei benachbarten Bezirken, was auf seine Popularität auf der lokalen Ebene zurückgeführt wird.

Die Experten rechnen mit einem spannenden Wahlkampf in den kommenden drei Wochen. Der Kommunikationsexperte Janez Rakušček meint, dass Šarec nur mit heftigen Attacken auf den Amtsinhaber sein Ergebnis verbessern könne. „Šarec muss aufs Ganze gehen. Er muss Pahor in die Defensive drücken und es für ihn unmöglich machen, seine Ansichten zu erklären. Stattdessen muss er ihn in eine Position zwingen, in der er sich verteidigen muss“, sagte Rakušček der Zeitung „Delo“.

- Siehe Meldung vom 24.10.2017 - Pahor
- Siehe Meldung vom 24.10.2017 - Šarec