Prozess gegen früheren Erzbischof

In Slowenien hat der Prozess gegen den pensionierten slowenischen Erzbischof Franc Kramberger wegen umstrittener Aktiengeschäfte während seiner Amtszeit an der Spitze der Erzdiözese Maribor begonnen. Dem 81-Jährigen wird Untreue vorgeworfen.

Die Geschichte um dubiose Transaktionen mit Aktien des slowenischen Verlagshauses „Mladinska knjiga“ ist laut Medienberichten in Slowenien eines der wenigen umstrittenen Geschäfte der von einem großen Finanzskandal gebeutelten Erzdiözese Maribor, das ein gerichtliches Nachspiel bekommen soll. Neben Kramberger, der 2011 im Zuge des Finanzdesasters zurücktrat, stehen drei weitere Mitangeklagte vor Gericht, darunter der ehemalige Ökonom der Erzdiözese Maribor, Mirko KraŠovec.

Laut Anklage soll die Erzdiözese Maribor mit den umstrittenen Aktiengeschäften rund 1,27 Mio. Euro gesetzeswidrig verdient haben. Konkret geht es um zwei Transaktionen mit Aktien des Verlagshauses „Mladinska knjiga“. Im Jahr 2003 soll die Erzdiözese Wertpapiere des Unternehmens von einer kirchlichen Investitionsfirma erworben und noch am gleichen Tag mit einem Gewinn von rund 600.000 Euro weiterverkauft haben. Ein ähnliches Geschäft im Jahr 2004 brachte ebenfalls 660.000 Euro Profit. Die Manager der beiden Firmen, die von der Erzdiözese die Aktien gekauft haben, sind ebenfalls mitangeklagt.

Der pensionierte Erzbischof plädiert ähnlich wie seine Mitangeklagten auf nicht schuldig. Vor einem Gericht in Ljubljana betonte er, mit wirtschaftlichen Geschäften nicht direkt beschäftigt gewesen zu sein, da er dafür nicht qualifiziert gewesen sei, berichtete die Tageszeitung „Večer“ auf ihrer Internetseite. Er habe in der Erzdiözese die seelsorgerische Arbeit erledigt, sagte Kramberger vor Gericht, für den geschäftlichen Teil seien seine Mitarbeiter verantwortlich gewesen, denen er vertraut habe. Kramberger, dessen Unterschrift auf zwei der umstrittenen Verträgen steht, bestätigte, unterschiedliche Verträge unterzeichnet zu haben, betonte jedoch, dass er sich mit deren Inhalt nicht beschäftigt habe.

Der Ex-Ökonom Krašovec wies laut „Večer“ jegliche Verbindung mit den umstrittenen Aktientransaktionen zurück. Er hätte mit den Geschäften nichts zu tun gehabt, da dies auch nicht in seinen Zuständigkeitsbereich als Ökonom gefallen sei, sagte er. Alle wirtschaftlichen Geschäfte zwischen 2000 und 2006 wurden laut Krašovec vom damaligen Generalvikar Anton Stres geführt, der dafür von Kramberger bevollmächtigt wurde.

In der Erzdiözese Maribor brach im Jahr 2011 ein großer Finanzskandal aus, als ihr Firmenimperium, darunter auch Finanzholdings, infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten geriet und Schulden von mehreren Hundert Millionen Euro anhäufte. Der Skandal stürzte die katholische Kirche in Slowenien in eine schwere Krise, die auch den Vatikan zum Eingreifen zwang. Nach Kramberger, der 2011 zurücktrat, wurden 2013 auch sein Nachfolger Marjan Turnšek sowie der damalige Erzbischof von Ljubljana, Stres, wegen des Finanzdesasters zum Rücktritt aufgefordert.

Siehe Meldung vom 27.12.2013