„Vieles hat sich zum Besseren gewendet“

Die ausserordentliche Universitätsprofessorin, Historikerin und Zeitzeugin, Katja Sturm-Schnabl, hielt am Montag im Kanzleramt in Wien bei einer Feier anlässlich der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 72 Jahren eine Festrede, an der sie an die Deportation der Kärntner Slowenen in der Nazi-Zeit erinnerte.

„Bauern wurden zu Volksfeinden erklärt“

In ihrer Rede erklärte sie unter anderem, dass Bauern zu Staats- und Volksfeinden erklärt worden seien und deren Höfe an deutsche Aussiedler aus Italien übergeben worden sind. „Wer nicht in die Wälder fliehen konnte und sich den Partisanen anschloss, sei in Konzentrationslagern umgekommen“, so Sturm-Schnabl, deren Schwester durch Nationalsozialisten ermordet wurde. „Die Kärntner Slowenen teilen das Schicksal von Millionen Opfern des Nazi-Regimes“, gedachte die Festrednerin etwa auch der ermordeten Juden und Roma.

Katja Sturm Schnabl govor BKA dan osvoboditve

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Kern warnte vor neuen faschistischen Strömungen

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) nahm bei der Feier die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 72 Jahren zum Anlass um vor neuen faschistischen Strömungen bzw. vor einer Rechten in neuem Gewand zu warnen. Dabei äußerte Kern auch die Sorge, dass sich die „Fratze des Rassismus und Antisemitismus“ wieder vermehrt „in ungeschminkter Form“ zeige. Der Bundeskanzler erinnerte dabei an den Anstieg rechtsextremer Straftaten sowie an die „neue Rechte“, die lediglich aus den alten Rechtsradikalen in neuem Gewand bestehe. Seien früher Nazi-Parolen auf Häuser geschmiert worden, gebe es diese heute in Form von Facebook-Postings. Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) erinnerte an teilweise Versäumnisse bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Österreich, wie die sich lange haltende „Opferrolle“. Und wie Kern sieht er die Europäische Union als Mittel gegen nationalistische Strömungen.

Meldung in slowenischer Sprache