„Als die Kirche den Fluss überquerte“ | Didi Drobnas neuer Roman

„Ich schreibe für mich selbst. Wenn ich mich selbst dabei zum lachen bringe, weiß ich, dass wird eine gute Szene, die Menschen werden sich amüsieren können“, sagt die Autorin Drobna über ihren neuen Roman, in dem mit viel Humor Alltagsszenen zu unvergesslichen Passagen werden und aus schweren Schicksalen neue Hoffnung wächst.

Acht Jahre ist es her, dass die damals zweiundzwanzig jährige Didi Drobna den 2. Platz im Exil Literaturpreis belegte. Damals schrieb sie einen Text aus der Perspektive zweier minderjährigen Schwestern, der 2016 in ihren Debütroman „Zwischen Schaumstoff“ mündete. Nach zahlreichen Literaturtipendien und Ehrungen in den darauffolgenden Jahren ging die in Bratislava geborene Wiener Autorin 2017 als Preisträgerin des Drehbuchwettbewerb des österreichischen Drehbuchforums hervor. Nun, am 1. August erschien Didi Drobnas zweiter Roman. "Als die Kirche den Fluss überquerte“ ist im Piper Verlag erschienen. Ein Buch, dessen Titel Didi in einer Filmdokumentation über eine Kirche in Deutschland hörte, die man abbaute und am anderen Ufer des Flusses wieder aufstellte: „Da setzte ich mich rasch im Bett auf, als ich diesen Satz hörte und wusste: Egal worüber ich in meinem nächsten Roman schreiben werde, er muss diesen Titel tragen. Es war letztendlich auch eine gute Metapher für alles, was in dieser Familie (Anm.: in ihrem Buch "Als die Kirche den Fluss überquerte“) geschehen ist“, erzählt die Literatin.

Die Familie ist auch im zweiten Roman der Autorin der Ausgangspunkt für das Leben in allen Belangen. Im Roman, der wohl jede Generation anspricht, wie Didi sagt, trennen sich die Eltern des Erzählers, des jugendlichen Daniels. Der 311 Seiten Roman beginnt mit einem schicksalhaften gemeinsamen Urlaub einer vierköpfigen Familie, bei dem sich die Eltern am letzten Tag beschließen zu trennen. Im Laufe der Erzählung begleitet der Leser den Hauptprotagonisten Daniel durch „seine aberwitzigen Versuche alles zusammenzuhalten, die Verliebtheit in seine Schwester Laura, sowie das Lernen von seinem lebensklugen Onkel Billy“, wie es auf der Rückseite des an einen Ostseeurlaub erinnernden Covers geschrieben steht.

Die in sanften, romantisierenden Farben gehaltene Buchhülle lädt ein in die Welt der hier abgebildeten Familie. Doch Sonne ist nicht die einzige, die auf ihr Picknick auf einer roten Decke am Strand scheint. Das Bild dieser Menschen, Eltern und Kinder, lächelnd zusammensitzend, Saft trinkend und Snacks knabbernd, lässt schon eine Kehrseite des Friedens erahnen. Der Anschein trügt, wie so oft, auch in doppelter Hinsicht. Alles ändert sich, als Daniels Mutter an einer Parkinson Demenz erkrankt. So mischen sich die Karten für alle Familienmitglieder neu. Mit "Als die Kirche den Fluss überquerte“ gelingt es Didi Drobna beide Seiten eines Lebensschicksals zu beleuchten: Die Herausforderung und die durch sie eröffneten, möglichen neuen Wege. So bleibt nichts im Leben einseitig, Unglück und Glück verschmelzen, werden unabgrenzbar, gar nur noch schwer zu definieren.

„Daniel kommt darauf, dass er seine Identität selbst finden muss, dass niemand anderer sie ihm diktieren kann, erst dann ist er fähig, einen Schritt nach vorne zu wagen. Das ist meiner Meindung nach auch eine wichtige Lektion für junge Menschen, dass sie ihren Weg selbst finden müssen. Die Familie kann sie dabei unterstützen, das ist auch ein wichtiges Fundament, aber der Mensch muss seinen Weg selbst gehen. So ist es einfach“, reflektiert Drobna.

Didi Drobna geht jedenfalls ihren Weg, ist auch als Jurorin für Literaturpreise und –stipendien tätig und 2018 übt eine Lehrtätigkeit an der Universität für angewandte Kunst aus. Hauptberuflich leitet die Autorin derzeit die Kommunikation & Presse für ein IT-Forschungszentrum.

Buchpräsentation | „Als die Kirche den Fluss überquerte“ in Wien

Do, 4. Oktober 2018
19.00 Uhr
Literaturhaus Wien

Links

Didi Drobna Homepage
Literaturhaus Wien
„Als die Kirche den Fluss überquerte“ | Piper Verlag